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Die erste Veranstaltung des St. Urbanus Weinritterordens im Jahr 2022 führte zum Konventikel NÖ in die Feuersbrunner Kellergasse. Neben Fassproben vom 2021er im Weingut Öhlzelt gab es für die corona-vorschriftsmäßig 25 Personen eine Olivenöl-Verkostung. Von Olivenöl-Sommelier (ja, soetwas gibt es auch!) und St. Urbanus-Mitglied im Range eines Junkers, Dr. Georg Rappold, fachkundig geleitet, wurden 12 Proben unterschiedlichster Qualität verkostet. 12 Mal im Öl sozusagen!

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Zur Einstimmung auf die bevorstehende Olivenöl-Verkostung gab es zuerst im Weingut Öhlzelt Sekt vom Zwiegelt und vom Muskateller - und den Jungwein "Wagramer Seitensprung" 2021, ein Ende November gefüllter, frisch-fruchtiger Müller Thurgau mit 12 Vol% und 7,1 gS. Nach derartiger Gaumen-Sensibilisierung ging's ans Öl. Und da erfuhren wir erst einmal, dass Olivenöl nicht gleich Olivenöl ist. Denn es gibt weltweit mehr als 500 Olivensorten - von mild bis intensiv fruchtig/ rassig. Wobei lediglich 150 Sorten für die Ölpressung geeignet sind. Olivenöl ist weltweit gesehen mit 3,5 Mio. Tonnen in der Produktion aber nur die Nummer 8. Auf Platz 1 liegt (leider) Palmöl mit unglaublichen 71 Mio t, vor Soja- und Rapsöl. 

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Führendes Land in der Olivenölproduktion ist Spanien mit 1,7 Mio t, gefolgt von Italien. Wobei hier 80% aus Süditalien stammen, nur 5% aus der Toskana. Das meiste Olivenöl wird in Italien konsumiert, mit 30,3% der Welternte. Gefolgt von Spanien mit 19,3%. Der höchste Pro Kopf-Verbrauch liegt allerdings in Griechenland mit jährlich 14,9 Litern, vor Italien mit 10,5. Deutschland und Österreich liegen bei 0,8 Litern. Zum ersten Mal hat man Oliven um das Jahr 8.000 v.Chr. datiert, Olivenöl etwa um die Zeit von 3.500 v.Chr. Im Alten Griechenland erlangten die Olive und das Olivenöl die Bedeutung, die sie heute haben. So hat schon Homer vor Tausenden von Jahren es als „flüssiges Gold" bezeichnet. Wobei pro Baum lediglich ein Liter Öl gewonnen wird. 

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Wirklich gutes Olivenöl erkennt man am frischen, fruchtigen, etwas grasigen Geruch (nicht nach Heu!) und einem bitteren Geschmack auf der Zunge sowie der Schärfe (Chilli!) im Abgang. Je weniger Säure das Öl enthält, desto besser ist es. Gemäß Gesetz darf es bei Extra Vergina 0,8% nicht überschreiten, weniger als 0,3% ist ausgezeichnet. Auch die Peroxidzahl, die Auskunft über das Maß des Oxidationszustandes ist, sollte niedrig sein, bei guten Ölen deutlich unter 10. Umgekehrt ist es bei den Polyphenolen, die sich auf die sensorische Qualität und die gesundheitlichen Vorzüge auswirken. Je höher, desto besser, mindestens mehr als 200 mg/kg. Besser z.B. 600 mg/kg, umso bitterer und schärfer ist dann das Öl.

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Blind verkostet wurden vorwiegend italienische Olivenöle unterschiedlichster Qualität. Die erste Vierereihe bestand aus Dante Classico (wenig Duft, flach), Cuccina Nobile (fettig, industriell behandelt, Essignoten), Fonte di Fojano Classico (grasig, grün, sehr gut) und Olio Extra Vergine di Oliva (Spar Eigenmarke: etwas ranzig, störend). Bis auf Fonte die Fojano (Italien) sind die übrigen alles Öl-Mischungen aus EU-Ländern. 

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Die zweite Vierergruppe waren Clever Natives Olivenöl (EU-Mischung, säuerlich in der Nase, mild am Gaumen), Frantoio Extra Vergine di Oliva (grasig, bitter scharf, gut), Primadonna Natives Olivenöl Extra aus Spanien (Kaugummi-Aroma, mild, flach) und Decimi Moraiolo (grasig, sehr scharf - hohe Qualität). 

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Dritte und letzte Verkostungsgruppe: wieder Fonte di Fojano Classico (Wiederekennungswert!), Korinth - Natives Olivenöl aus Griechenland (flach, fettig, breit), Balduccio Olio Extra Vergine di Oliva Biologico (frisch, grasig, scharf) und noch einmal Fonte di Fojano Zefiro (grasig, scharf - subjektiv bestes Öl). Olivenöle soll man übrigens nach der Öffnung nicht länger als 3 Monate an einem dunkles, nicht zu warmen Ort stehen lassen, wegen der Oxidation. Ja, und nach so vielen Ölen und einer deftigen Brettljause ging es dann an die Verkostung der frischen 2021er, durchwegs aus Fassproben, wie Winzerin und Weindame Andrea Öhlzelt erläuterte.

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Zuerst der GV Nussberg mit 12%, 1,6 gRZ, 6,5 gS (grasig, leicht, durftig), gefolgt vom Neuburger (benannt nach der Stammrebe aus der "Neuen Burg" in der Wachau) mit 13%, 2,5 gRZ, 6,8 gS (vollmundig, lagerfähig), dem Riesling Rosenberg mit 13%, 3 gRZ, 6,9 gS (Duft nach Holunderblüten, am Gaumen Marille), der GV Rosenberg mit 13,5%, 4,5 gRZ, 6,2 gS (würzig, pfeffrig, kräftig), der Rote Veltliner mit 13,5%, 9,5 gRZ, 6,8 gS (feinherb, gelber Pfirsich) - im Vergleich der RV 2016 Gutsreserve mit 13% (dicht, leichter Alterston). Last but not least der GV Fete blanche halbtrocken 2021 mit 10% und 18 gRZ (süß, fruchtig). 

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Fazit: ein gelungener Start ins neue Jahr, eine tolle Veranstaltung der neuen Führungsmannschaft des Konventikels NÖ, das für 2022 unter der Leitung von Franz Aigner noch so macn interessante Veranstaltung bereit hält (siehe "Termine"). Und jetzt wissen wir auch, dass Olivenöl und Wein sowohl in der Produktion (Handlese, schonende Behandlung und Pressung) als auch beim Verkosten (Optik, Geruch, Geschmack) durchaus Ähnlichkeiten aufweisen.

Text und Fotos: Christian Stöger 

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