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In ein Weinbaugebiet, das immer noch als echter Geheimtipp gilt, entführte die Tafelrunde des Konventikels Eins am 27.11.2019: ins Priorat, das Land des Priors in Nordspanien. Ausgehend von dem im 12. Jahrhundert gegründeten Kartäuserkloster war der Weinbau in dieser Region im Mittelalter der bedeutendste in ganz Spaniens, gehen die Wurzeln doch bis ins 5. vorchristliche Jahrhundert zurück. Und liefern bis heute absolut hochwertige Weine!

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Die Reblaus hat vor etwa 140 Jahren dem Weinbau ein jähes Ende gebracht, viele Familien verarmten und mussten sich anderswo um Einkommen umsehen. Viele sind damals nach Barcelona ‚ausgewandert‘. 12.000 ha Anbaufläche sind bis auf etwa 600 ha geschrumpft, als beginnend mit dem Ende der 1980er Jahre eine kleine Gruppe von Winzern – man könnte sie auch als Spät-Hippies bezeichnen – begonnen hat, mit ihren Weinen das Priorat wieder langsam ins Rampenlicht zu bringen. Heute liegt die Anbaufläche immerhin wieder bei etwa 2.000 ha.

Der Boden sind steil, meist in Terrassen, Schieferboden (sieht aus wie geschredderter Fels), meist rötlich gefärbt durch Eisen; Höhenlagen von etwa 300 m bis zu 1000 m! Die knorrigen Rebstöcke gleichen dabei eher Kakteen als einer Kulturpflanze. Außer Wein gibt es hier gerade noch Oliven, und vielleicht hie und da auch ein paar Mandeln und Haselnüsse – sonst nur Gestrüpp. Mühevolle Handarbeit ist angesagt. So dauert das Auspflanzen eines neuen Weingartens oft mehrere Jahre, weil Maschinen kaum einsetzbar sind.

Die Weine sind fast ausschließlich Rotweine (etwa 90%) aus den Sorten Granacha (Grenache) und in geringerem Ausmaß Cariñena (Carignan), fast immer gemeinsam. Weißweine aus Grenache Blanc, Macabeo und Pedro Ximénez. Der Alkoholgehalt bewegt sich meist im Bereich von 14 – 15,5 %. Die Preisspanne der verkosteten Weine reichte immerhin zwischen etwa 15 € und ca. 100 €!

Obwohl bei der Urbanus-Verkostung 24 Priorat Weine gereicht wurden - die generell nicht leicht zu bekommen und preislich meist im gehobenen Bereich sind - war kein einziger Wein doppelt. Wenn schon der gleiche Wein, dann zumindest ein unterschiedlicher Jahrgang. Aufgrund der Vielzahl der Weine würde eine individuelle Beschreibung jedes einzelnen wahrscheinlich bald langweilig werden, weshalb ich eine ganz grobe Einteilung in drei Hauptkategorien vornehme: einmal die jugendlich frisch zu trinkenden, sehr fruchtigen Weine; dann die kräftigen, weichen, femininen, eleganten Weine mit Potential und dann die eher muskulösen, tanninreichen maskulinen Weine mit enormen Lagerpotential – und natürlich alle Mischformen dazwischen.

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Der einzige Weißwein: Clos Nelin 2016, Clos Mogador – schon gute Reife, extremer Charakter, Kräutergarten, salzig-mineralisch.

Die Roten:
Maquinon 2016, Casa Rojo und Les Crestes 2016, Mas Doix – fruchtig jugendlich, vergnüglich, unkompliziert.

Camins del Priorat 2017, Alvaro Palacios und Ritme Negre 2016, Cellar Acustic – tiefdunkel, jugendlich tanninreich maskulin, würden beide durch Lagerung gewinnen!

Dann eine Serie von der Domini de la Cartoixa Clos Galena:

  • Formiga de vellut (‘die Ameise’) 2017 und 2014 – dunkel, relativ hart, der ältere offener und weicher
  • Galena 2012 und 2010 – auch hier der ältere weicher samtiger und mehr Genuss; die mittlere Qualitätsstufe der Drei, aber die vergnüglichste!
  • Clos Galena 2015 und 2010 – beim Jüngeren ahnt man das Potential, beim Älteren verkostet man es! Großes Kino!

Cruor 2014, Casa Gran Del Siurana – hat Cinsault dabei; entwickelt sich sehr im Glas, hätte dekantiert werden sollen

Gratallops Seleccio Expecial 2008, Finca Tobella – entwickelt, feminine fruchtig mit Schoko, sehr schön!

Mas Sine Negre 2008, Cellar Burgos Porta – für die Tannin-freaks, immer noch hart, bissig.

Closa Batllet Gratallops 2001, Call Batllet Cellers Ripoll Sans – erdig, Mandel, sehr in Ordnung!

Finca el Puig 2012, Gran Clos – fast eine medizinische Note, feminin weich, gut!

5 Partides Gratallops Vi de La Villa 2012, Cal Batllet Cellers Ripoll Sans – sehr dunkel, an Gummi erinnernd, Frucht kommt deutlich hervor, 100-jährige Reben, kraftvoll elegant.

Gratallops Vi de Villa 2017, Alvaro Palacios – fein fruchtig, etwas Holz / Vanille, kompakt – komplex, minziger Abgang, elegant, großes Vergnügen!

Finca Dofi 2017, Alvaro Palacios – einer der Kultweine aus dem Priorat, ähnlich wie der vorige aber noch dichter, komplexer; großes Potential!

Porrera Vi de Villa 2012, Celler Vall Lllach – dunkel, kompakt, dicht, hart-bissig, immer noch Potential…!

Clos Mogador 2001 – fast schmalzig nach Grammeln, weich, wunderschön, ewig langer Abgang mit viel Eukalyptus, Edelwein am Höhepunkt!

Vall Lllach 1999, Celler Vall Llach – fein, kompakt, zartbitter, immer noch fast jugendlich!

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Fazit: Die Verkostung war eine Aneinanderreihung qualitativ hochwertiger Weine, kein einziger Aussetzer! Was für eine Erfahrung und Erlebnis! Natürlich brauchen die hochwertigeren Weine einige Jahre Reifung, um auch Vergnügen zu bereiten, natürlich sind die Weine im gehobenen Preissegment zu finden – was bei den Voraussetzungen nicht verwundert. So gesehen sicherlich für jeden, der mit dabei war, die besten Voraussetzungen, den Weg in die Welt des Priorat weiter zu beschreiten… 

Text: Engelbert Kitzler
Fotos: Monika Schwedler

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