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NÖ-Weinbau-Präsident Franz Backknecht hat am Freitag, den 24.6.2016, seinen Privatkeller in Rohrendorf bei Krems für eine illustre Runde der Sankt Urbanus Weinritter geöffnet - und 12 Schätze aus der Kategorie "reifere Abteilung" hervorgeholt. An einem warmen Abend, direkt inmitten der Lößterrassen, gab es auf der Terrasse des Edithoriums lockere Gespräche, persönlichen Austausch und die eine oder andere Geschichte, auch über den Weinbau. Und dazu Weine, die aufgrund ihres Alters echte Raritäten waren.

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Natürlich ist eine Verkostung von gereiften Weinen nicht ganz einfach zu kommentieren, noch dazu, wenn diese im Durchschnitt alle älter als 30 (!) Jahre sind. Wobei die Weine alle blind verkostet wurden, das heißt, dass über den verkosteten Wein vorher nichts bekannt war. Außer dem Faktum, dass es sich durchwegs um Weißweine handelte, die überwiegend aus der Region Krems/Wachau stammten. 

Der erste Wein, ein Riesling Kremsleiten 1983 - Winzer Krems, war ja noch relativ einfach, was die Sorte betrifft. Er hatte das typische Reifearoma eines Rieslings, landläufig als ‚Petrolton‘ bezeichnet. Lang am Gaumen, mit einem ganz zarten Eucalyptuston und schöner Restsüße. Damit war es aber auch schon vorbei, weil bei einem geschätzten Alter von etwa 10 Jahren das tatsächliche Jahr der Lese 33 Jahre zurück lag... 

Es folgte ein Grüner Veltliner Federspiel 1990 von Josef Langmayer aus Wösendorf, Wachau mit 11,5%. Mit intensiver, goldgelber Farbe, im Duft unaufdringlich, vielleicht mit einem Hauch Orange, am Gaumen angenehm satt, noch etwas cremig und fett. Das sportliche Sortenraten hat sich dann natürlich auf die lokal heimischen Sorten beschränkt, aber wie gesagt, heiteres Sortenraten... 

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Danach ein 1985er Grüner Veltliner Rohrendorfer Kaiserstiege, Kabinett - Winzer Krems, 11,5%. Dieser Wein hatte eine noch intensivere, bräunlich-orangegelbe Farbe, war anhaltend am Gaumen und ganz leicht nach Pilzen - mit einem Hauch Moos und Rinde - schmeckend... 

Der vierte Wein,  ein Riesling Gedersdorfer Spiegel 1997 vom Winzerhof Schachinger aus Gedersdorf (12,5%), zeigte noch deutlichere Fruchtaromen, war sehr harmonisch, anhalten am Gaumen. Ein feiner, schöner, reifer Wein, der noch vergleichsweise wenig Alter zeigte. Das Halbtrockene war kaum mehr merkbar und in einer schönen Harmonie aufgegangen... 

Der danach folgende Wein,  ein Grüner Veltliner Kremser Goldberg 1988 - Winzer Krems (12%), war eine Herausforderung, weil er einen deutlichen Stinker hatte, der sich aber eindeutig von einem typischen Burgunderstinker unterschied. Insgesamt eher unangenehm, trotz der noch deutlich vorhandenen Würze... 

Sehr verhaltenen im Duft, bei intensiv goldoranger Farbe, zeichnete den 1986er Weißburgunder vom Weingut Dolle aus Straß aus. Gelagert im großen Holzfass war er am Gaumen fein harmoisch... 

Angenehm harmonisch, mit einem zarten Hauch nach Brot und Pilzen bei schöner goldgelber Farbe hat schließlich den 7. Wein,  einen 1986er Weißburgunder Kabinett - Winzer Krems (12%), ausgezeichnet... 

Der danach folgende Rheinriesling halbtrocken 1984 vom Weingut ÖkRat Ing. Raubal aus Gumpoldskirchen (12,5%),  war leider ein Kork... Schade, nachdem wir erfahren haben, um was es sich gehandelt hat.

Der 9. Wein,  Neuburger Kabinett Straßer Gaisberg – Winzer Krems, 1979, war trotz seines fortgeschrittenen Alters zartfruchtig, sehr schön, fein harmonisch, fast schon edel... Insgesamt einer der zwei besten Weinen des Abends!

Einen zarten, aber deutlichen Hauch Petrol, gemeinsam mit Stachelbeeren und einem sehr feinen ausgewogenen grünen Hauch hat den 1986er Rheinriesling Steiner Pfaffenberg - Kremser Hauerinnung, ausgezeichnet... 

Leider etwas drüber war der 1983er Grüne Veltliner Kremser Sandgrube – Winzer Krems. In der Nase ein etwas muffiger, überreifer Ton, trotz der noch recht hellen goldgelben Farbe... 

Zum Abschluß gab es den einzigen dekantierten Wein des Abends, eine Riesling Auslese 1971 – Winzer Krems. Die Farbe schon etwas unangenehm bräunlich orange, mit einem zarten Petrolton, einem Hauch Brot, ein bißchen Würze, äußerst ausgewogen und harmonisch... für die Mehrheit der Höhepunkt des Abends! Und das bei dem stolzen Alter von 45 Jahren!

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Zusammenfassend kann ich sagen, dass der eine oder andere Wein seine besten Zeiten sicher schon hinter sich gehabt hat, insgesamt die ausgesuchten Weine aber trotz des hohen Alters in einem hervorragenden Zustand waren. Ein Abend, der in seiner Art sicherlich recht einzigartig war - und wie man ihn so kaum ein zweites Mal erleben wird dürfen – und dafür ein großes Dankeschön!

Text: Engelbert Kitzler
Fotos: Rudi Bründlmayer, Gottfried Wanderer

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