Da der Ordenskeller wegen des Ablebens unseres Gründungsmitglieds Alfred Suppin derzeit nicht zur Verfügung steht, wurde in der "Jedlersdorfer Alm" im 21.Gemeindebezirk, Jedlersdorfer Platz 36, von Alexander Wacek ein würdiger Ersatzort gefunden. Und so fanden sich nach langer Zeit am 12.8.2025 wieder 13 Mitglieder des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums zu einer "neuen", spannenden Tafelrunde ein. "Gols gegen Göttlesbrunn" war das Motto.
Göttlesbrunn ist Teil des Weinbaugebietes Carnuntum, die Rebfläche umfasst ca. 600 ha, davon ist ein Drittel mit Rotweinen bepflanzt. Gols hat mit 1.800 ha die dreifache Rebfläche, wobei ca. 1.440 ha mit Weißweinreben bepflanzt sind. Somit ist es nicht verwunderlich, dass mehr Weine aus Gols verkostet wurden. Der Statistik zum Trotz brachten die Teilnehmer aber mehr Rot- als Weißweine mit.
Gleich zu Beginn gab es eine kleine „Themenverfehlung“ (©Veronika Schober), eine Weißweincuvée aus Grüner Veltliner und Riesling von Dorli Muhr aus Prellenkirchen, zwar Weinbaugebiet Carnuntum, aber nicht Göttlesbrunn. Geschmeckt hat der Wein trotzdem. Es folgte ein junger Grüner Veltliner 2022 von Pitnauer (Göttlesbrunn).
Vier Chardonnays, je zwei aus den beiden Ortschaften folgten: Chardonnay Ried Schüttenberg 2019 von Gerhard Markowitsch (engmaschig, leicht salzig), ein sehr seltener Pannobile weiß 2011 von Paul Achs mit leichten, sehr angenehmen Reifenoten, gefolgt von einem Chardonnay Altenberg vom Weingut Juris aus Gols, der sich sehr burgundisch präsentierte. Zum direkten Vergleich wurde noch ein Chardonnay Rosenberg 2016 von Lukas Markowitsch aus Göttlesbrunn ausgeschenkt, der allerdings seine beste Zeit schon überschritten hatte.
Der Zweigelt Freddo 2022 vom Nittnaus aus Gols passte hervorragend zum fulminanten Heurigenbuffet.
Es folgten danach 12 (!) weitere Rotweine:
Zwei Pinot Noirs 2016 aus den Rieden Breitenteil und Hochreit vom Weingut Juris, die parallel verkostet werden konnten und die Unterschiede trotz gleicher Bodenstrukturen zeigten. Noch sehr fruchtig die St. Georg Reserve 2013 (Pinot Noir und St.Laurent) vom gleichen Weingut. Ritter Engelbert Kitzler stellte (nicht geplant) diesem den Jahrgang 1991 (!) gegenüber und bewies, dass auch österreichische Weine enormes Reifungspotenzial besitzen können.
Der nächste Wein – St. Laurent Alte Reben 2015 vom Grassl aus Göttlesbrunn – zeigte das Beste dieser Rebsorte. Spannend die Barrique de Beurse 2014 von Preisinger aus Gols, eine Art Geheimniscuvée, kreiert von Börsianern mit Winzern aus dem Burgenland. Ebenfalls von Preisinger kam der Paradigma 2008, mehrheitlich aus Zweigelt, sehr dicht und schokoladig. Nicht im Programm, aber wieder als Vergleich eingeschoben wurde ein Dornenvogel 1998 vom Weingut Glatzer (Göttlesbrunn), der mit Rauchigkeit, Komplexität und Länge bestach.
Ein extrem extraktreicher Bienenfresser 2011 vom Pitnauer (Göttlesbrunn) bewies wieder einmal, dass auch Zweigelt über Größe und Lagerpotenzial verfügen kann. Den offiziellen Abschluss bildeten die Rotweincuvée Ried Rosenberg 2021 aus Zweigelt, Merlot und Blaufränkisch von Gerhard Markowitsch – sehr dicht, lang und mit enormen Reifepotenzial – und der Golser Gabarinza 2019 von Gernot und Heike Heinrich (Gols) – extrem dicht, viel dunkle Früchte, fleischig.
Und weil’s gepasst hat, wurde noch ein Tricata 2017 vom Juris geöffnet. Ein österreichischer „Amarone“ aus Blaufränkisch, dem die 16 vol% nicht anzumerken waren.
Für alle Teilnehmer war es ein ganz toller, gelungener Abend., Wer nicht dabei war, hat sehr viel versäumt! Auch wenn diese Lokal als neue Location für die "Tafelrunden" für manche Mitglieder „nicht ums Eck“ ist, wird es hier sicher eine Wiederholung geben.
Text und Fotos: Irene Holzhacker