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Seit mehr als 100 Jahren, genau seit 1913, steht das Konzerthaus in der Lothringerstraße in Wien. Am 30. Jänner 2018 konnten 22 Mitglieder des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums auf Einladung des Konventikels Wiener Weinberge einen Blick hinter die Kulissen dieses Kulturtempels machen - und vier Konzertsäle, Künstlerzimmer, Proberäume und Tonstudios auf 13 Ebenen besichtigen. Im Anschluss daran gab es insgesamt fünf Weine zu verkosten.

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400 Personen fasst das geräumige Foyer mit den Garderoben des Wiener Konzerthauses. In nur zwei Jahren (1912/1913) erbaut war dieses großzügige Entrée im Jugendstil damals eine architektonische Sensation. Wie das gesamte Gebäude, das die Weltkriege nahezu unbeschadet überstanden hat und erst von 1998 bis 2000 generalsaniert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht worden war. Das Konzerthaus sollte immer ein Haus für alle Menschen sein, unabhängig von Stand und Rang. Daher gibt es hier im Großen Saal auch keine Kaiserloge. Jugendstil und Historismus sowie unverkennbare Einflüsse Otto Wagners prägen den größten Konzertsaal des Hauses, der für 1.800 Personen (1.100 davon im Parterre, 350 in den Logen, 350 am 1. Rang) ausgerichtet ist. Bemerkswert auch die Tatsache, dass alles, was im Konzerthaus golden glänzt, auch tatsächlich Blattgold ist - und nicht Goldfarbe. Bemerkenswert ebenso, dass die größte Orgel Österreichs gar nicht zu sehen ist. Denn die 8.700 Pfeifen der fünfmanualigen Riga-Orgel sind gekonnt hinter den goldenen Gittern an der Stirnseite des Saales verborgen.

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Weiter ging's zum mittleren Saal, dem Mozart-Saal. 750 Personen finden hier Platz, 450 davon im Parterre. Die absolut perfekte Akustik dieses Raumes wird seit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg immer wieder für Tonaufnahmen genützt - mit oder ohne Publikum, je nach Wunsch. Die Fenster sind übrigens bereits kurz nach der Errichtung zugemauert worden - und bleiben das bis heute, um die Akustik in keinster Weise zu beeinträchtigen. Neoklassizismus und Jugendstil sind hier die prägenden Elemente.

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Eigentümer des Gebäudes ist die Wiener Konzerthausgesellschaft, also eine private Institution. 500 Eigen- und 450 Fremdveranstaltungen finden hier jährlich statt, neben Konzerten aller musikalischer Stilrichtungen sind es vor allem die Jazz-Zyklen, die internationale Bedeutung erlangt haben. Über zahlreiche Stiegen bewegt man sich in dem weitläufigen Gebäude auf insgesamt 13 Ebenen. Ein Blick in die Künstlerzimmer, wo sich Dirigenten, Sänger oder Musiker auf ihrem Auftritt vorbereiten, war ebenso interessant wie das legendäre Symphonie Studio C, wo zahlreiche Aufnahmen der bekanntesten Austropop-Künstler gemacht wurden. Im Schubertsaal, auch kleiner Saal genannt, haben 330 Personen Platz. Hier finden Chorproben, Empfänge, Lesungen oder auch Hochzeiten und Geburtstagsfeiern statt. Relativ neu ist der erst im Jahr 2000 errichtete Berio-Saal im Soutterrain für 350 Personen. Auffallend ist hier die Täfelung mit afrikanischem Holz.

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Auf der Galerie vor dem Großen Saal, wo sich Konzertbesucher normalerweise in der Pause an Sekt und Brötchen laben, war für uns eine kleine aber feine Weinverkostung organisiert worden. Los ging es dabei mit einen Roten Veltliner 2016 vom Weingut Direder aus Kirchberg am Wagram. Aus der Riede Mordthal, 6 Monate im 1.200 Liter-Holzfass gereift, zeigte dieser Wein mit 13 Vol.% schöne Säurespitzen und einen fruchtigen, runden Geschmack am Gaumen.

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Es folgte eine Rotgipfler/Zierfandler Cuvée 2015 vom Weingut Alphart aus Gumpoldskirchen. Mit 13 Vol% angenehm cremig, mit leichten Zitrusnoten, am Gaumen breit, moosig, mit leichtem Petrolton. Ein Wein bis etwa 2020. Bis 2025 erfreuen wird man sich am Weißburgunder 2016 vom Weingut Netzl aus Göttlesbrunn können. Erst am 30. September in einem schwierigen Weinjahr gelesen (heißer Sommer, verregneter September) und nach sechs Stunden auf der Maische im 500 Liter gebrauchten Eichenfass ausgebaut, zeigt Christina Netztl, die gemeinsam mti ihrem Vater die 26 ha betreut, ihr ganzes Können. Zum folgenden Essen im Restaurant Weinzirl im 1. Stock (Trio von Tatar vom Wildschweinbraten auf Sellerie und Sauce Cumberland, Waldviertler Schaffrischkäse mit Gurken und Paradeisern, Kichererbsensüppchen sowie Zweierlei vom Lamm auf Rosmarinpolenta und Karottensauce oder gegrilltem Wallerfilet auf Wurzel-Perlgraupen und Senfkohl) gab's noch einen frischen Grünen Veltliner 2016 vom Weingut Weixelbaum aus Strass/Kamptal sowie einen Zweigelt "Göttles" 2016 vom Weingut Glatzer aus Göttlesbrunn. Mit denen auch dem Geburtstagskind des Tages, Ritter Wolfgang Sluszanski, zugeprostet wurde.

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Text und Fotos: Christian Stöger

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