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"Man glaubt ja nicht, was es alles bei Wein gibt!", war eine Aussage eines der 30 Teilnehmer des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums beim Weinfehlerseminar in der Weinbauschule Klosterneuburg am 5.9.2023. Bevor es aber zum Erkennen der Weinfehler und der Bestimmung selbiger ging, stellte Dipl.Ing. Martin Mehofer, Abteilungsleiter Weinbau, seltene Weinsorten vor. Darunter waren sowohl alte Sorten als auch die neuen, sogenannten PiWi-Sorten (= Pilzwiderstandsfähig) als Antwort auf den Klimawandel.

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 "Jeweils zehn Rebstöcke werden in der Weinbauschule von diesen seltenen Sorten kultiviert, der Most davon wird in Glasballons vergoren", so Mehofer. "Wir machen das aus wissenschaftlichen Gründen, um einerseits alte Sorten gentechnisch zu bewahren und andererseits neue, klimaresistentere Kreuzungen zu ermöglichen." Dazu gehört der im 19. Jahrhundert vor allem in Klosterneuburg und südlich von Wien weit verbreitete "Österreichisch Weiß", auch als "Kahlenberger Weißer" bekannt. Es ist dies eine Kreuzung aus Heunisch und einer unbekannten Sorte, spätreif und ertragreich. Verkostet wurde ein Jg. 2021 mit 13 Vol%, 8 gS, 14,9 gRZ. "Leider ist diese Sorte heute weitgehend verschwunden."

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Von manchen Winzern noch ausgebaut wird hingegen noch der "Heunisch", die Stammsorte von mehr als 100 Sorten und mit 180 Synonymen in vielen Ländern verbreitet. "Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war dies die wichtigste Weißweinsorte iun ganz Europa mit einer wirklich schönen Fruchtnote", so Martin Mehofer. Die Kostprobe war ein Jg. 2021 mit 12 Vol%, 7,7 gS und Null Gramm Restzucker. 

Eine ebenfalls alte Weinsorte war der "Goldriesling", eine Kreuzung aus Welschriesling und Müller Thurgau. Ertragreich, spätreif, aber pilzanfällig. Verkostet wurde Jg. 2021 mit 11,6 Vol%, 7,7 gS, 3,3 gRZ. Ebenso eine alte Rebsorte war der "Grüne Portugieser", eine Mutation aus dem "Grauen Portugieser", der früher im Weinviertel als populärer Tafelwein ausgeschenkt wurde. Jg. 2022 hatte 11,9 Vol%, 6 gS, 2 gRZ.

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Neu hingegen sind die soegannten PiWi-Sorten, wie die "Primera" von der Hochschule Geißenheim, eine Kreuzung aus (SylvanerxRheinriesling) und (RheinrieslingxSylvaner). Kaum verbreitet reifen die Trtauben spät. Der Jg. 2022 hatte 11,3 Vol%, 6,8 gS, 1,6 gRZ. Und auch der "Solaris" von der staatlichen Weinbauschule Freiburg gehört zu den PiWi-Sorten. Es ist dies eine Kreuzung aus Merzling x Saperavi severnyi x Muskat Ottonel, pilzresistent und frostwiderstandsfähig. Seit 2022 im Weinbaugebiet Bergland (V, T, S, OÖ) als "Rebsortenwein" ausgebaut. Treibt früh aus, reift früh, hatte 2022 13,4 Vol%, 6,2 gS, 9,1 gRZ. "Die Weinbauschule Klosterneuburg hat unter 300 PiWi-Sorten im Vorjahr damit die Silbermedaille gewonnen", erklärt Dipl.Ing. Mehofer stolz.

Nach den "seltenen Sorten" ging's dann in die Schule, denn Dipl.Ing. Harald Scheiblhofer, Abteilungsleiter Kellerwirtschaft und der Bruder des bekannten Andauer Winzers Erich Scheiblhofer, präsentierte in Folge 17 Weinfehler. Und zwar ausgehend vom Pegelwein, einem Gemischten Satz "Primus" 2021, der jeweils chemisch manipuliert wurde, um die verschiedensten Fehler auch gut erkennen und bestimmen zu können. Wobei es bei den meisten Weinproben reichte, daran zu riechen. Nur ganz wenige sollten und durften auch verkostet werden.

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"Man kann Weinfehler genau einteilen, aber da gibt es so viele verschiedene Begriffe, dass es eine einfachere Einteilung gibt," erläutert  Scheiblhofer. "Ein Weinfehler ist zu viel von etwas Schlechtem, die Abwesenheit von etwas Gutem oder auch zu viel von etwas Gutem."

Bei den ersten Proben war es schwierig, denn der 1. Wein wurde mit 10% verwässert, was man weder am Geruch noch am Geschmack merkte. Bei Probe 2 und 25% Wasser im Wein wurde es durch Farbe und Geschmack offensichtlicher. "Ab 15% wird es relevant, wobei Weißwein etwas mehr Wasser verträgt als Rotwein", so Scheiblhofer. 

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In Folge ging es dann nur mehr um den Geruch. Und da war die Palette wirklich sehr breit und unangenehm. Wie etwa beim "Böckser", einem der häufigsten Weinfehler, dessen unangenehmer Schwefelgeruch durch Schwefelwasserstoff (H2S) entsteht. "Aber auch Gerüche nach verfaulter Zwiebel oder Kanalgeruch kommen vor, wenn sich statt des zweiten Wasserstoffatoms eine Alkoholverbindung an den Schwefel bindet. Man spricht dann vom Mercaptanböckser."

Ebenfalls weit verbreitet sind Korkfehler, wo der Wein muffig, erdig und nach Schimmel riecht. "Das entsteht durch Trichloranisol und kann auch bei unsauberem Arbeiten bei Schraubverschlüssen auftreten. Verantwortlich dafür sind Schimmelpilze, die im Weinkeller auftreten können." Stechend und wirklich sehr unangenehm in der Nase sind Ethylacetate, die nach Lösungsmittel, Klebstoff und Nagellackentferner riechen. "Beim Arbeiten mit Kunststofftanks kann Styrol entstehen, eine Substanz, die sich aus dem Kunststoff löst und für einen sehr stark ätzenden, sehr unangenehmen Geruch sorgt."

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Stechend beißend auch der Geruch von überschwefeltem Wein. "Wir sprechen von aldehydig. Normalerweise werden ca 20 mg/l Schwefel bei Weißwein und 10 mg/l bei Rotwein verwendet, dadurch wird SO2 reduziert. Man verwendet meist 80 mg Gesamtschwefel, wobei eben die 30 mg gebunden und 50 mg frei werden. Den Schwefel braucht man zur Stabilisation des Weins, ist es zu viel, wird es unangenehm."

Und dann gab es noch das "Brett", den Geruch nach Pferdeschweiß und Leder. "Bei internationalen Rotweinen durchaus erwünscht, in Österreich gilt das als Weinfehler", so Harald Scheiblhofer. Entsteht durch Bakterien, die bei langer Fasslagerung aus dem Holz gelöst werden. Gar nicht erwünscht ist hingegen Essigstich, der einen sehr unangenehm stechenden Geruch aufweist. "Bis ca. 2,4 g/l ist dies jedoch schwer erkennbar", so Scheiblhofer. "Gesetzlich erlaubt sind bis zu 1,08 g/l Essig bei Weißwein und 1,2 g/l bei Rotwein, 1,8 g/l bei Eiswein und 2,4 g/l bei TBA und Ausbruch." 

Um die Nasen wieder einzurenken, gab es zum Abschluss noch eine Reihe "guter" Weine zu verkosten. Wie den "Donauriesling" Bio 2020 mit 13,5 Vol%, einen fruchtigen Riesling Wagram DAC 2022 mit 13,5 Vol%, einen Blütenmuskateller 2022 mit 11 Vol%, einen Gelben Muskateller Orange Wine - ungeschwefelt, unfiltriert, lange auf der Maische vergoren und im 500 l-Eichenfass ausgebaut, 14,5 Vol%.

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Zwei samtig-mollige Rotweine waren der Rathay 2021, eine Blauburger-Kreuzung mit 14 Vol%, ausgebaut in amerikanischem Barrique, der CSM (CS und M), der Pardewein der Weinbauschule und Landes- sowie Bundessieger 2021 mit 14,5 Vol%, ebenfalls im US-Eichenfass ausgebaut. Traminer Eiswein 2022 aus dem Stahltank und Riesling Eiswein 2012 aus amerikanischem Eichenfass bildeten den Abschluss dieses informativen und interessanten Abends, an dem alle Teilnemer und Teilnehmerinnen einmal eine völlig andere Seite des Weinverkostens kennen lernen durften. 

Die genauen Weinbeschreibungen finden Sie hier.

Text und Fotos: Christian Stöger

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