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Ja, der Riesling ist ein Deutscher! Mit gut 24.000 ha wachsen etwa 40% aller weltweiten Rieslinge in Deutschland. Der Riesling gilt als Aushängeschild des deutschen Weinbaus. Er bestimmt das weltweite Image des deutschen Weinbaus. Und die St. Urbanus Weinritter komnnten einige der Besten am 4. und 5.Oktober 2021 im Palais Coburg verkosten.

Rieslinge

Historisch um 1435 und 1465 erstmals im Rheingau und an der Mosel erwähnt, hat sich der Riesling in der kleinen Eiszeit während des Mittelalters behauptet und durchgesetzt. Der Grund sind seine Frostresistenz, wodurch er für die nördlichen Anbaugebiete bestens geeignet ist und in der späten Herbstsonne seine Reife vollenden kann. Optimale Bedingungen bieten dabei die wärmespeichernden steinigen nach Süden geneigten Steillagen entlang der Flusstäler.

Was macht den Riesling aus? Im jugendlichen Stadium charakteristische Düfte nach Pfirsich und Apfel und im Geschmack meist eine wirklich einprägsame Säure, deretwegen er sicher nicht jedermanns Freund werden wird. In gereiftem Stadium findet sich im Riesling sehr häufig ein sehr eigener sogenannter Petrolton, der in der Tat etwas an Kerosin erinnert. Für alle, die es wirklich interessiert, verantwortlich dafür ist das Trimethyl-Dihydronaphtalin. Wahrscheinlich ist er deshalb auch sehr selten in Cuvees anzutreffen, weil einfach zu dominant.  

Sonst ist der Riesling ein Alleskönner, der die ganze Bandbreite abdeckt. Vom reschen einfachen Wein über hochwertige trockene Weine, lieblich zu trinkende mit einer die Säure etwas balancierenden Süße bis hin zu den hocharomatischen Eisweinen und Trockenbeerenauslesen. Natürlich ist der Riesling auch beim Schaumwein zuhause.

Und noch etwas ist dem Riesling eigen – die Weine vertragen ein paar Jahre Lagerung, um ihre optimale Trinkreife zu erreichen; Spitzenweinen sind unter optimalen Bedingungen nahezu unbegrenzt lagerfähig.   

Interessant ist vielleicht auch die Diskussion, woher der Name Riesling stammt. Dazu gibt es z.B. Arbeiten von Prof. Jürgen Udolph, der den Riesling von Rußling oder Rüßling herleitet. Was verschiedene Interpretationen erlaubt. Die mir plausibelste ist die, dass die Beeren der Rieslingtraube sich mit fortschreitender Reife von gelbgrün ins dunkelgelb-bräunliche verändern, mit zunehmender Ausprägung schwarzer Punkten auf der Schale - also ‚rußlich‘ werden.

Die Coburg-Verkostung:

Die Verkostung war als Blindverkostung angesetzt. Mit dem einen oder anderen Piraten dazwischen. Auch waren die Weinbaugebiete, aus denen die Weine stammen, bekannt (Rheinhessen, Pfalz, Mosel, Nahe und Rheingau). Das wahrscheinlich letzte Mal übrigens mit Diplomsommelier Lukas Krenn. Trotz seiner Jugend – spannend, interessant, souverän - mit der Ausstrahlung eines Wissenden! Lukas kehrt aber demnächst in den elterlichen Betrieb im Yspertal zurück.

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Vorweggenommen sei, dass die nicht-deutschen Rieslinge doch mit einiger Treffsicherheit erkannt werden konnten, weniger deutlich war schon der Unterschied zwischen den einzelnen deutschen Weinbaugebieten. Die Verkostung war ein hervorragend ausgesuchter Bogen über den deutschen Riesling was Betriebe, Ausbaustiele und Weinbaugebiete betrifft. Auch wenn nicht jeder Wein ein persönlicher Favorit für uns Verkoster war, so war es doch eine besondere Orientierungshilfe für jeden einzelnen, in welche Richtung es wert ist, die eigenen Interessen zu vertiefen!  

In Zweier-Flights wurde verkostet, wobei das verbindende Element jeweils das Alter, also der Jahrgang war. Da es müßig und fad wäre, jeden einzelnen Wein hier zu kommentieren, weil sich ohnehin die oben beschriebenen Eigenschaften mehr oder weniger ausgeprägt wiederholen würden, nachfolgend nur eine Auflistung der verkosteten Weine.

  • Van Volxem, Gottesfuß, Alte Reben, 2017, 12,5% A., Mosel
  • Martha und Daniel Gantenbein, Riesling trocken aus Fläsch, 2017, 13% A., Schweiz (!)
  • Clemens Busch, Marienburg Faffes 2015, Reserve, 12% A., Mosel
  • Markus Molitor, Wehlener Sonnenuhr, Auslese trocken, 2015, 12,5% A., Mosel
  • Nikolaihof, Vom Stein, Smaragd, 1990, Wachau, Österreich; Magnum, zum Imbiss
  • Leo Alzinger, Smaragd 1991 (Überraschungsflasche vom Coburg), Österreich, zum Imbiss; das Etikett dieser Flasche war derart vergilbt, dass sonst nichts mehr zu erkennen war
  • Ökonomierat Rebholz, Birkweiler Kastanienbusch, GG, 2012, 12,5% A., Pfalz
  • Georg Breuer, Berg Rottland, 2012, 12,0% A., Rheingau
  • Keller, Abts E®, GG, 2018, 13,0% A., Rheinhessen; - die alte Lagenbezeichnung Abtserde darf nicht mehr verwendet werden, daher der Kunstname. Die Weinkritikerin Jancis Robinson: „Wenn ich nur einen Wein aussuchen dürfte, um zu beschreiben, wie großartig die trockenen deutschen Rieslinge geworden sind, würde ich mich für einen Keller Wein entscheiden. Diese Weine sind die deutschen Montrachets.“
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  • Hermann Dönnhoff, Hermannshöhle, GG, 2018, 13% A., Nahe
  • Schäfer-Fröhlich, Felsenberg, GG, 2015, 13% A., Rheinhessen
  • Schätzel, Nierstein Pettenthal GG, 2015, 11,5% A., Rheinhessen
  • Egon Müller, Scharzhofberger Kabinett, 2010, 9,5% A., lieblich, Mosel
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  • Jos. Prüm, Wehlener Sonnenuhr Auslese, 2010, 8% A., süß, Mosel
  • Fritz Haag, Breuneberger Juffer Sonnenuhr, Auslese, 2010, 7,5% A., süß, Mosel – eine Spende eines unserer Weinritter aus der Verkostungsrunde, ein großes „DANKE“!
  • Schloss Johannisberg, Rosalack Auslese, 1989, süß, Rheingau

Ich möchte dennoch aus der ganzen Liste zwei Weine herausnehmen:

  • den Wein von Schäfer-Fröhlich, weil sehr kontrovers diskutiert, extrem reduktiver Ausbau, merkbarer Petrolton, ein Hauch von Meer und Jod, sehr lagerfähig! Ein aufstrebender Betrieb, daher auch noch nicht allzu bekannt. Ein Wein für Kenner und Spezialisten, weniger geeignet für den Alltag.
  • den Wein von Schätzl, weil eine intensive und komplexe Aromenvielfalt, die manche schon in die Nähe eines Weinfehlers gegeben haben. Auch einer von den ehemals Jungen Wilden, die inzwischen wissen, wie Weinmachen geht.

Diese Verkostung hat Spuren hinterlassen – noch Stunden später war der Gaumen entzückt von einem Nachhall dieser Weine und Aromen. Ein Glück, wenn man am konzentrierten Wissen und den Schätzen im Plais Coburg teilhaben kann!

Text: Engelbert Kitzler
Fotos: Monika Schwedler

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