banner

25 Mitglieder des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums sowie neun Gäste waren am 25.2.23 bei der Gebietspräsentation "Wagram" in der Vinothek Weritas in Kirchberg mit dabei. Junker Franz Paschinger vom Weingut Urbanihof und im Vorstand der "Wagram Wein" gab tiefe Einblicke in das Weinbaugebiet, das seit 2021 DAC-Status hat. "Eine Besonderheit ist die Tatsache, dass es praktisch nur Südhänge mit einer Sonnenscheindauer im Sommer 5:30 bis 21:30 gibt, was im Jahresschnitt etwa 2.024 Sonnenstunden entspricht. Das verleiht den Weinen den besonderen 'Wagramer Schmelz'", wie Paschinger ausführt. Wovon man sich bei der begleitenden Weinverkostung überzeugen konnte.

Wagram 020  

640 Betriebe bewirtschaften 2.459 ha Weingärten, wobei fast 80% (1.959 ha) mit Weißweinreben bestockt ist. Hier vor allem mit dem Grünen Veltliner (54,2%) vor dem Riesling (5,5%) und dem autochtonen Roten Veltliner (4,1%, 102 ha). Die bekannteste Rotweinsorte am Wagram ist der Zweigelt mit 12,3% der Anbaufläche. "Vor allem die eiszeitlich angewehten Lössterrassen mit bis zu 40 Metern Höhe sind eine Besonderheit des Gebietes und sorgen dafür, dass trotz anhaltender Trockenheit das Wasser gut gespeichert wird und man noch nicht künstlich bewässern muss", erklärt Paschinger. Allerdings zeigt sich auch am Wagram die Klimaerwärmung. "Als Maßnahme hat man den Lesezeitpunkt an die Reife angepasst und immer weiter nach vorne verlegt. Mit weniger Entblätterung reagiert man auf die gestiegene Sonneneinstrahlung, aber auch die Begrünung der Terrassen soll den Wasserhaushalt zusätzlich verbessern."

Wagram 004

Fruchtbetonte, bereits jung zugängliche Gebietsweine aus 13 Rebsorten bilden das Fundament der Weinpyramide, bei der auf Stufe 2 die Ortsweine mit sieben zugelassenen Rebsorten, die innerhalb der Grenzen von 27 ausgewählten Katastralgemeinden wachsen und die auf den Etikett angegeben werden, stehen. "Diese Weine erfreuen bereits in ihrer Jugend, gewinnen aber duch ein paar Jahre Flaschenreife an Ausdruckskraft", so Paschinger. An der Spitze der Weinpyramide stehen die Riedenweine aus den drei Sorten Grüner Veltiner, Riesling und Roter Veltliner. "Sie spiegeln vielschichtig die Bodenzusammensetzungen und das Mikroklima von Einzellagen wider. Wobei sich ihre Komplexität mit zunehmender Flaschenreife attraktiv entfaltet."

Wagram 010

Verkostet wurde paralell zu den Ausführungen in sieben Zweierflights, ausschließlich Grüne und Rote Veltliner. Nach einem zart-fruchtigen, frischen Aperitiv PetNat Purist Rosé Frizzante von Karl Fritsch kam der erste GV 2021 vom Weingut Direder aus Mitterstockstall. Jungwinzer Robert und seine Frau Katharina lieben es, Weine mit „viel Schmalz“ zu keltern. Ein typisch österreichischer Ausdruck für die außergewöhnlich geschmackliche Dichte eines Weines. Der GV "Ried Bromberg" mit 13 Vol% zeigte sich kräftig, gehaltvoll, mit markantem Pfefferl und ausdrucksvoller Würze. 90 Falstaff-Punkte und 17 Gault Millau-Punkte sprechen für diesen Wein. Mit Aromen nach Holunderblüten zeigte sich der 2. Wein, der GV Wagram DAC Löss III 2021 Ried Scheiben von Franz Sauerstingl aus Fels am Wagram. Seit 1794 besteht das Weingut, seit 2022 ist FS - so ein Markenname - für die Vinifizierung der Weine zuständig. Alte Rebstöcke auf tiefem
Löss – das ist die Riede „Scheiben“. Löss III ist mit 13,5 Vol% würzig, kräftig und sehr fruchtig (Ringlotte). 

Wagram 008

Flight 2 wurde eröffnet vom GV Wagram DAC Ried Essenthal 2021 mit 13,5 Vol%, 1,3 gRZ und 6,1 gS vom Weingut Blauensteiner aus Gösing. Leopold Blauensteiner ist  Mitglied der Vereinigung „Weingüter Wagram“, der Top-Betriebe des Gebietes.  Leuchtendes Strohgelb, deutliche Kernobstaromen, dazu auch Grapefruit, etwas grüner Spargel und feine Würze bei frischer, gut balancierter Säurenote. Im 2. Glas der Wein von Gudrun Grill-Gnauer aus Fels. Sie hat nach Abschluß des Weinmanagements an der Weinbauschule Krems und längerer Praxis in einem renommierten Weinbaubetrieb 2009 den elterlichen Betrieb übernommen. Vater Franz und Mutter Gertrude sind aber nach wie vor tatkräftig im Weingarten und Keller zu finden. Ihr GV Wagram DAC Ried Brunnthal 2021 zeigt sich fruchtig, mit zartem Marillenaroma und 13,5 Vol%. Ihre Philosophie ist es, Weine zu erzeugen, die einfach und unkompliziert zu trinken sind – aber auch Weine, die Kraft und Finesse bringen. Das ist mit dem GV Brunnthal gelungen.

Wagram 009

Kräftig mit viel "Wagramer Würze" und Noten nach Tabak, Pfeffer und reifem Apfel präsentierte sich der GV Wagram DAC Ried Gösinger Dorner 2021 von Gerald Waltner aus Engelmannsbrunn. "Es fasziniert mich, dem Wein meine eigene Sprache zu verleihen. Meine
Sprache des Duftes, meine Sprache des Gaumens, meine Handschrift. Technik und Erfahrung kombinieren, um das Produkt zu schaffen, welches meinen Charakter widerspiegelt. Ich nutze die Frische und Freiheit meiner Gedanken als Motivation für Weinkreationen, die fordern", ist seiner Website zu entnehmen. Am Weinhof Waldschütz in Sachsendorf wird seit 1849 Wein produziert, verkostet wurde der GV Wagram DAC Fels 2021 mit 13,5 Vol%. Kräftige Schlieren kennzeichnen diesen sehr gehaltvollen und extraktreichen Wein, der im Geruch an getrocknete Wiesenkräuter erinnert, dazu Aromen von Mango und Papaya. Am Gaumen präsentiert er sich voll, rund und sehr körperreich. Die hohe Dichte des Weines, die aufgrund der hohen Lesegradation entstand, ist förmlich zu spüren. Ein großer Wein mit extremem Lagerpotential.

Wagram 011

Weiter ging's mit gehaltvollen Reserven, wie dem GV Engilmar Große Reserve 2020 vom Weingut Nimmervoll aus Engelmannsbrunn.  Zwei Gesichter sind es, die das Weingut prägen: Claudia und Gregor – Herz und Seele des Hofes. Aber erst das Zusammenspiel unterschiedlicher Talente und Generationen macht den Betrieb aus, denn jeder bereichert das Weingut auf seine Art. Der althochdeutsche Begriff Engilmar – wörtlich übersetzt „von den Engeln geliebt“ - ist nicht nur namensgebend für Engelmannsbrunn, sondern steht auch für die Großen Reserven des Weinguts. Ausgebaut im Akazienfass, tiefgründig, gelbfruchtig mit viel Schmelz. Wie auch die GV Reserve Ried Brunnthal 2020 vom Familienweingut Kolkmann aus Fels, wo vier Generationen zusammen arbeiten. Die Trauben für diesen Wein stammen aus der besten Lage von Fels am Wagram und der Saft wurde in 500-Liter französischen Allier-Eichenfässern vergoren. Nach der Gärung bleibt der Wein für 6 Monate auf der Feinhefe. In Summe reifte der Wein für ca. 10 Monate in den Holzfässern, 2/3 gebrauchte und 1/3 neue Fässer aus Allier-Eiche. Was ihm viel Schmelz, nussige Noten, gelbe Apfelaromen und eine unglaubliche Dichte verlieh.

Wagram 012

Goldgelb, dicht und sehr üppig im Glas auch der GV Grande Reserve Ried Dorner 2017 vom Urbanihof. Ordensmitglieder Sonja und Franz Paschinger führen das Bio-Weingut bereits in elfter Generation. Mit ihren Kindern, Lisa (Absolventin der HBLA für Obst und  Weinbau in Klosterneuburg), Jakob (derzeit noch Schüler der HBLA für Obst und Weinbau in Klosterneuburg) und Julia (Traubensaftliebhaberin und angehende Juristin) steht die zwölfte Generation bereits in den Startlöchern. Diese Grande Reserve wurde 2022 bei der AWC mit Gold ausgezeichnet und glänzt bei 14 Vol% intensiv Golden im Glas. Im Bukett Dörrobst, dazu elegante, rauchig-toastige Würze, vielschichtig und komplex. Am Gaumen von harmonischer Kraft geprägt, abermals röstig-toastig und würzig, betont sauberer Barriqueeinsatz (14 Monate im kleinen Holzfass), nobel und lang bei cremiger Textur. Dabei mithalten konnte der Winzer des Jahres 2020, Anton Bauer aus Feuersbrunn. Bauer, Jahrgang 1971, bewirtschaftet das Weingut in vierter Generation, nachde er es 1992 nach dem Abschluss der Weinbauschule Krems und einem Praktikum im Burgund übernommen hat. Seine Grande Reserve war 6 Monate im großen Eichenfass und zeigt feine, reife Fruchtaromen der Kernobstfamilie, dazu etwas Dörrobstnoten, Rosinen, Feigen und Marillen. Am Gaumen, kraftvoll, mit der nötigen Fruchtsäure im Hintergrund wird die kräftige, füllige Struktur perfekt ausbalanciert. Schon jetzt ein Genuss, aber auch ein Versprechen für die Zukunft.

Wagram 014

Nach diesen Geschmacksgranaten kamen vier Rote Veltliner zur Verkostung. Der RV Wagram DAC Ried Altweingarten 2021 vom Weingut Schuster aus Großriedenthal überzeugte durch Mandel- und Akazienblüten-Aromen. Am Gaumen saftig, vielschichtig, mit langanhaltendem Abgang. Seit 1772 wird hier Wein erzeugt, Thomas durfte viele Eindrücke bei diversen Praktika in Deutschland, Neuseeland und Österreich sammeln und hat seine Ausbildung an der FH Eisenstadt mit einem Masterstudium abgeschlossen. Mit Carina an seiner Seite haben die beiden Neues im Alten entdeckt. Und dazu gehört ganz besonders der Rote Veltliner. Wie auch beim Weingut Ecker-Eckhof, ein Familienbetrieb in Mitterstockstall, derzeit geführt von Bernhard Ecker und seiner Lebensgefährtin Alexandra. Der Name "Eckhof" leitet sich übrigens von der Lage des Weingutes an einer Wegkreuzung ab, ebenso wie auch der Familienname "Ecker". Der RV Wagram DAC Ried Steinberg Große Reserve 2021 wurde im großen Akazienfass ausgebaut, hat 13,5 Vol% und besticht durch volles, kräftiges Aroma, zeigt sich am Gaumen aber eher schlank und elegant.

Wagram 015

Den Abschluss bildete der RV Wagram DAC Ried Scheiben 1. Lage 2021 vom Familienweingut Leth aus Fels. Die Ried Scheiben ist das Herzstück der mächtigen, nach Süden. ausgerichteten Terrassen auf ca. 250 m Seehöhe, bekannt für dichte, körperreiche Weine. Wie diesen Roten Veltliner mit 13,5 Vol%, der in großen, neutralen Holzfässern aus heimischer Akazie vergoren wurde. Fruchtig, cremig, sehr dicht und lang im Abgang. Und als letzter Wein der Verkostung dann der RV Wagram DAC Ried Mordthal 1. Lage 2021 von Josef Fritz aus Zaußenberg.  „Ich hab' den Roten Veltliner schon vor dreißig Jahren lieben und schätzen gelernt, da er – und seine große Weinvielfalt – wie kaum eine andere Rebsorte zu mir und zum Wagram passt. Vielleicht haben wir ja einen ähnlichen Charakter,“ sagt JF.  Vom Löss die schöne Nußwürze, dazu Fruchtvielfalt, brilliert er am Gaumen mit Saft und Kraft.

Wagram 016

Diese Verkostung hat gezeigt, dass sowohl die Grünen Veltliner vom Wagram mit Fülle und Schmelz zu überzeugen wissen. Aber auch beim Roten Veltliner sei anzumerken, dass es im Weritas Weine waren, die Sorte und Herkunft ideal zu vereinen verstanden.

Text und Fotos: Christian Stöger  

Aktuelle Termine

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.