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26 Mitglieder und Gäste des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums waren am 3. Dezember mit Wien-Führerin Katharina Trost in der Wiener Innenstadt auf den Spuren von Weihnachten unterwegs. Und erfuhren interessantes und amüsantes zum Thema Adventbräuche, Weihnachten und den Ursprüngen von Adventkranz, Christbaum und Weihnachtskrippe. Dass es früher (seit dem 9. Jh.) sogar vier Weihnachtsfeiertage gegeben hat, wissen wohl nur die wenigsten. Reformer Josef II. hat dann zwei daraus gemacht, und so sind es bis heute Christtag und Stephanitag. Was es mit Letzterem auf sich hat, erfuhren wir - passend - vor dem Stephansdom.

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 "Eigentlich hat der Stephanitag gar nichts mit Weihnachten zu tun", erklärt Katharina Trost. "Rein zufällig fällt der Todestag dieses ersten christlichen Märtyrers - er wurde gesteinigt - der Überlieferung nach auf den 26.Dezember. Und in Wien ist der Heilige Stephan Namensgeber des Steffls, des Wahrzeichens unserer Stadt." Erbaut wurde er übrigens unter dem Babenbergerherzog Heinrich II Jasomirgott (1141-1177) und im Jahr 1147 fertiggestellt. Interessantes Detail: die Kirche ist auf den Sonnenaufgang des 26. Dezember 1137 ge-ostet. Diese und auch die Geschichte von der zeitgleich erfolgten Gründung des Schottenstiftes auf der heutigen Freyung sieht man übrigens einer Hausfassade in der Jasomirgottgasse. 

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"Früher war der Advent eine ruhige und beschauliche Zeit, die bereits am 11.11. begonnen hat", so Katharina Trost. "Das Martinigansl war das letzte Fleisch, das vor Weihnachten gegessen wurde, dann - ähnlich wie zu Ostern - hat eine 40tägige Fastenzeit begonnen. In dieser Zeit gab es keine Hochzeiten und keine Feste, und der Kathreintanz am 25.11. am Tag der Hl. Katharina war die letzte Veranstaltung." Dass Weihnachten auf den 24. Dezember gelegt geworden ist, haben die Christen weniger der Tatsache zu verdanken, dass Jesus da tatsächlich geboren wurde, sondern vielmehr dem Fest des römischen Sonnengottes, das am 25.12. gefeiert worden war. Und die Perser haben ihren Gott, Mitras, auch am 25.12. gefeiert, ebenso wie die Germanen das Lichterfest, denn ab 21.12. werden ja die Tage wieder länger.

"Der Adventkranz stammt übrigens aus einem Waisenhaus in Hamburg", so die Stadtführerin. "Ein evangelischer Priester hat dort Anfang des 19. Jh.  ein Wagenrad mit Reising und 24 Kerzen geschmückt und aufgehängt. Daraus hat sich unser heutiger Adventkranz mit vier Kerzen (eine für jede Woche) entwickelt." Die Weihnachtskrippe hingegen stammt bereits aus dem 4. Jahrhundert, wie wir vor der Krippenschau in der Peterskirche (übrigens auf dem Standort eines römischen Tempels errichtet) erfuhren. "Populär gemacht hat die Krippe allerdings Franz von Assisi Anfang des 13. Jh., denn er stellte eine lebensechte Krippenszene mit lebenden Tieren dar. In Österreich hat Josef II. die Krippen dann aus den Kirchen verbannt - und so hielten sie Einzug in die privaten Wohnungen."

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Der erste Christbaum in Wien stand im Haus Hoher Markt Nr. 5, und zwar in der Wohnung der jüdischen Familie Arnstein. Die Frau des Hauses heiratete um 1800 aus Berlin nach Wien und öffnete ihr Wohnzimmer für die Spitzen der Gesellschaft. So war der erste "Wiener Salon" geschaffen, und im Jahr 1814 stellte sie in ihrem Salon den ersten geschmückten Weihnachtsbaum auf. Ein Brauch, den Fanny von Arnstein aus dem protestantischen Deutschland mitgebracht hatte. Bereits zwei Jahre später übernahmen die Habsburger diesen Brauch für die Hofburg - und damit hielt der geschmückte Baum auch in den Häusern und Palais der Adeligen Einzug. 

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Vor der Kirche Maria am Gestade, die seit 1420 den typischen durchbrochenen Turm hat und einst am Ufer eines Donauarmes stand, erfuhren wir Interessantes zum Hl. Nikolaus, dessen Bild den Altar dieser Kirche ziert. Der im 4. Jahrhundert tätige Bischof von Myra in der Türkei soll der Legende nach drei junge Damen vor der Prostitution gerettet haben. "Da ihr Vater keine Mitgift aufbringen konnte, hätten sie auf diese Art zu Geld kommen sollen. Aber der Bischof, der in der Herberge besagter Familie nächtigte, steckte den dreien in der Nacht jeweils einen goldenen Apfel in ihren Schuh. Als sie den Schatz am Morgen entdeckten, war sie überglücklich und hatten es nun nicht mehr nötig, sich zu prostituieren."

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Nikolaus am 6.12. war früher auch das eigentliche Fest des Beschenkens, und bis heute gibt man den Kindern neben Süßigkeiten und Nüssen auch einen Apfel ins Nikolaussackerl - eine Erinnerung an die Legende. Weil aber ein gewisser Martin Luther diesen Nikolaus-Brauch als unchristlich verurteilte, 'erfand' er das Christuskind, das stattdessen die Gaben bringt. Und weil das Fest des Christuskindes eben am 24. Dezember ist, wurde dieser Tag nun auch zum neuen Geschenketag. Und so ist das Christkind eigentlich auch protestantischen Ursprungs.

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Den Abschluss unseres Adventspazierganges durch Wien bildete der Weihnachtsmarkt auf der Freyung. "Einen der ersten dieser Märkte gab es bereits um 1600 am Graben, seit dem 18. Jh. ist er auf der Freyung, 1842 kam er Am Hof dazu, und erst 1980 dann auch vor dem Rathaus (früher war dieser Markt vor dem Messepalast, heute Museumsquartier)." Und weil es dann für die Weinritter noch Punsch zu trinken gab, sei hier noch die Geschichte dieses Getränkes erwähnt, das aus Indien stammt. Dort heißt 'Paanch' 5 und bezeichnet die fünf Teile, aus denen dieses Getränk besteht. Alkohol (ursprünglich Arrak, ein süßlicher Reisbranntwein aus Indien und Südostasien), Früchte, Zimtstangen, Gewürznelken und Tee. Mit den Türken kam der Punsch nach Wien, mittlerweile gibt es die verschiedensten Punsch-Variationen, nur eines darf man nicht hineingeben: reines Wasser.

Text und Fotos: Christian Stöger

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