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Es dürfen wieder Winzer besucht werden! Und so machten sich bei idealem Wetter am Sonntag, den 29. 5. 2022 26 Mitglieder und 7 Gäste des St. Urbanus Weinritterordens auf nach Frauenkirchen. Das Konventikel Wiener Weinberge hatte zum Besuch der pannonischen Duftmanufaktur "Steppenduft" geladen, und nach dem anschließenden Besuch der berühmten Basilika ging's aufs Weingut Umathum, wo eine Palette des Weinsortiments verkostet wurde. Mit persönlicher und sehr familiärer Begleitung durch Josef Umathum.

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Im burgenländischen Frauenkirchen ging's also mit der Duftmaufaktur "Steppendurft" los. Begrüßt von Stefan Zwickl vor dem ehemaligen Schweinestall, in dem sich heute der Verkaufsraum und das Labor befinden, erzählte er in launiger und humorvoller Manier von seinem Traum, seinen Erfolgen, aber auch von den Misserfolgen und den Schwierigkeiten, die es zu meistern galt. Vor drei Jahren hat Stefan Zwickl dann seinen Traum verwirklicht und die Duftmanufaktur eröffnet. "Ziel ist es, reine Pflanzendüfte in Form von Aromaölen und Hydraten herzustellen", so Zwickl.

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Er begann zuerst mit Duftpflanzen, die in unseren Breitengraden gut gedeihen, dann experimentierte er erfolgreich mit exotischeren Pflanzen wie z.B. Eukalyptus. Es folgte oftmaliges und langwieriges Testen, um reine Pflanzendürfte in Apothekerqualität herstellen zu können. Stefan Zwickl ließ uns Kostproben aus seinem Sortiment schnuppern, natürlich begleitet mit Erklärungen über die Herstellung, die Wirkung und der Information, wie der Duft eigentlich erzeugt wurde. Vor allem der Klosterduft, der im Auftrag von Pater Thomas von der Basilika Frauenkirchen in Auftrag gegeben wurde, sowie der Schlossduft (Rosengeranien und MarzipanSalbei) für die Gräfin eines Schlosses sind schon etwas ganz Spezielles.

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Zum Mittagessen ging's ins „Alten Brauhaus“ – neben dem Maierhof und sechs Häusern entstand 1679 das damalige Frauenkirchner „Virts- und Brayhaus“. So besteht bis heute ein unterirdischer Gewölbegang vom Klosterkeller in den Brauhauskeller. 

Gestärkt ging's zur Basilika Frauenkirchen. Die doppeltürmige Wallfahrtskirche „Mariae Geburt“ wurde 1324 erstmals urkundlich als "Zenmaria" erwähnt und 1335 als Wallfahrtsort bezeichnet.

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1529 von den Türken zerstört gelangte Frauenkirchen 1622 mit der Burg Forchtenstein in den Besitz der Familie Esterhazy. Unter dem bedeutenden ungarischen Palatin Fürst Paul I. Esterhazy wurde die alte Wallfahrtsstätte wieder errichtet. Paul Esterhazy war frommer Marienverehrer und genoss hohes Ansehen. Die Kirche lag 100 Jahre in Trümmern, bis er 1653 den Entschluß zum Neubau fasste, der 1668/69 nach 15 Jahren fertig wurde. Aber 1683 fielen neuerlich die Türken in Frauenkirchen ein, 1695 erfolgte dann die Grundsteinlegung für die heutige Basilika, die 1702 - erbaut von Francesco Martinelli - eingeweiht wurde. Wir kamen in den seltenen Genuss, auch die Anbetungskapelle - das ehemalige Refektorium mit sehr auffälligen reichhaltigen Stuckdekor und der Holztäfelung aus dem frühen 18. Jht. - besichtigen zu dürfen.

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Am nahen Weingut wurden wir von Josef  Umathum persönlich begrüßte - und er stellte gleich die Bedeutung seines Namens klar: aus dem bayrisch-fränkischen übersetzt „um die Kirche /den Dom herum“ (mit Betonung auf dem a!).

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Der landwirtschaftliche Betrieb existiert seit den 1950er-Jahren, heute werden am Weingut - das inzwischen ökologisch bewirtschaftet wird - pro Jahr bis zu 300.000 Flaschen produziert. "Der Rhythmus der Natur ist dabei Ton angebend, der Biodiversität wird in allem Rechnung getragen. Eigene Rebenselektionen sorgen für best angepasste Weinstöcke und qualitativ hochwertige, langlebige Weine im unverkennbar klassischen, authentischen Stil unseres Weinguts", so Umathum.

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Gekeltert werden traditionelle, bestehende Rebsorten wie Zweigelt, Blaufränkisch und St. Laurent, es werden aber auch alte Rebsorten, die in Österreich (fast) ausgestorben sind, „wiederbelebt“, wie der „Lindenblättrige“ oder auf Ungarisch "Harszlevelü", der im Tokay eine der wichtigsten Rebsorten ist. Nach einer sehr informativen Kellerführung fand die Verkostung statt: vier Flights mit je zwei Weinen.

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Zum Start dann gleich der erwähnte Lindenblättrige, der „Königliche Wein MMXVIII“: trocken, mit schöner Säure, Obstaromen und dem typischen Duft von Lindenblüten. Ein Pinot Gris "Reserve 2020" aus dem gebrauchten Holzfass bildete das starke Pendant mit nussig-würzigen Aromen, leicht salzig und sehr cremig.

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„Rosa 2021“, ein vielschichtiger, fruchtiger Rosé Saignée mit sehr feinen Gerbstoffen stand dem „Haideboden“ 2018 (Cuvée aus ZW, BF, CS) gegenüber. Mit langem Schmelz und weichen Tanninen konnte dieser Wein aus der original Haidebodenriede (alle anderen sind Namenskopien) überzeugen.

Der dritte Flight war den roten Burgundern gewidmet. Der feingliedrige „Pinot Noir 2018 – Unter den Terrassen“ von der Westseite des Neusiedlersees zeigte die elegante, fast fragile Frische von Rotweinen. Der kräftigere St. Laurent wiederum hatte eine dichte Tanninstruktur, Röst- und Brombeeraromen und langen Abgang.

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Den Abschluss bildeten die österreichisch-traditionellen Rebsorten der Region. Im „Blaufränkisch Kirschgarten“ 2018 dominierten dunkle Brombeeren, etwas Graphit und ausgewogene Tannine mit schöner Länge. Überraschend für viele war der Zweigelt, nicht marmeladig, sondern elegant, etwas würzig, reichhaltig mit schon schönen Tertiäraromen von Schokolade und etwas Kaffee. So kann Zweigelt im Idealfall schmecken! Den zufriedenen Gesichtern zu entnehmen dürften die Weine gemundet haben.

Text: Gabriela Stalder, Irene Holzhacker, Karl Seidelmann
Fotos: Silvia Stöger

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