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Wegen des großen Interesses wurde bereits zum zweiten Mal vom Konventikel Wiener Weinberge der interessante Kulturspaziergang „Die Wiener Blutchronik“ am Samstag, 19. März 2022 veranstaltet. Gemeinsam mit Stadtführer Wolfgang Horak hörten wir von Lustmorden, Giftmorden und Liebesmorden. Auch Unerklärliches und Schauriges, z.B. Geschichten aus der Sicht des letzten Scharfrichters von Österreich-Ungarn – Josef Lang, 1855 -1925 – welcher hohes Ansehen genoss und 39 Todesurteile in der Zeit von 1900 bis 1918 vollstreckte.

Scharfrichter

Bereits am Anfang der Tour wartete  eine Überraschung auf uns, es wurde die damals übliche Fußfessel gezeigt und jeder konnte diese einige Minuten (händisch !!)  tragen. Gar nicht so einfach, wie wir feststellen mussten, weil diese ca. 4 kg wiegt und  vom damaligen Delinquent - von Wien bis nach Prag (Gerichtsort)  -  getragen wurde, was oft zu schmerzhaften Verletzungen führte.  

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Bis ins kleinste Detail wurden uns Hinrichtungsarten und Foltermethoden, aber auch Hinrichtungsstätten und Häuser mit grausamer Vergangenheit näher gebracht. Alles, was das goldene Wienerherz schon im Mittelalter erfreute. Methoden wie „Die Pfählung“, das „Zungen ausreißen“, Hängen, Rädern und Vierteilen wurde erwähnt und mit Zeichnungen illustriert. Wir erfuhren vieles über Hexenverbrennungen, raffinierte Kriminalfälle, aber auch, dass die „Strizzis“ damals nicht besonders clever waren.

Viele, bis heute verwendete Redewendungen, sind noch Brücken in die Vergangenheit dieser Wiener Bluttaten, wie z.B. „sich wie gerädert fühlen“, „für etwas den Kopf hinhalten“, „etwas auf dem Kerbholz haben“ und vieles mehr.

Nach etwa 2 Stunden beendeten wir den morbiden Spaziergang im Kriminalmuseum. Das sogenannte Seifensiederhaus ist eines der ältesten Häuser (1685) der Leopoldstadt und beherbergt seit der Eröffnung am 8. November 1991 durch den damaligen Innenminister Franz Löschnak  in 20 Räumen die Justiz-, Polizei- und Kriminalgeschichte Wiens. Die traditionsreichen Gemäuer lassen viel Platz, um über den mittelalterlichen Strafvollzug, die letzten Hinrichtungen und Berichte über unfassbare Morde bis in die Gegenwart nachzudenken. Viele aufsehenerregende Straftaten und die Dokumentation von politischer Kriminalität in Österreich sind Teil dieser Ausstellung des Kriminalmuseums.

Kriminalmuseum

Beeindruckend die großen Sammlungsbestände an Tatortfotos, Gerichtstexte und die Dokumentation von Ereignissen wie u.a. die Ermordung des Kriegsministers Latour oder das Attentat auf Kaiser Franz Joseph. Der Anarchistenterror und die Geschichte vom poetischen Dienstmädchenmörder Hugo Schenk oder der Fall Jack Unterweger berühren und verblüffen den Besucher gleichermaßen, wie auch der Giftmörder Hofrichter oder der Fall Josefine Luner. Das „dunkle Wien“ der letzten dreihundert Jahre wird beim Gang durch die Räume wieder lebendig.  

Der malerische „Pablatschenhof“ des Hauses – ein architektonisches Juwel aus der historischen Vorstadt – lassen den Gang durch die „andere Geschichte“ Wiens abschließen und zu einem neuen Verständnis für die Vergangenheit der alten Kaiserstadt an der Donau führen. Es ist auch Begegnung mit einem interessanten Stück Alt-Wien, einem Baujuwel aus der Vergangenheit unserer Stadt.

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Text und Fotos: Karl Seidelmann

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