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Duero gegen Douro, man könnte auch sagen Quinta gegen Bodega. Bei der ersten Tafelrunde des Konventikels Eins im Jahr 2020, am Dienstag, den 21.Jänner, wurden 21 Weine, die entlang des Flusses ihren Ursprung haben, miteinander verglichen. Damit möglichste "Waffengleichheit" herrschte, waren bei der Verkostung nur nicht aufgespritete Weine zugelassen.

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900 km ist der Duero (Douro) von Spanien bis an die portugiesische Atlantikküste lang  An seinen Hängen gibt es Terrassenweinbau,  vergleichbar mit der Wachau - nur ist die Dimension ein vielfaches größer. Gleich vorweg: um nicht jedes Mal auf die je nach Gebiet richtige Schreibweise des Flusses zu achten wähle ich im weiteren Verlauf den einheitlichen Namen ‚Duro‘ – damit wird er keinem Namen gerecht und enthält doch die Essenz beider. Er entspringt in einer fast unglaublichen Höhe von über 2.000 m, allerdings baut er auf den ersten 10 km seines Laufes auch schon wieder gut 800 Höhenmeter ab. Historisch kann beim Duro und seinem Einzugsgebiet lange, sehr lange zurückgeblickt werden – Felszeichnungen und Werkzeugfunde belegen eine Besiedelung durch den Menschen in diesem Gebiet bis zu über 30.000 Jahre zurück. Auch befindet sich eine bedeutende Megalithanlage nördlich des Flusses auf portugiesischer Seite, geschätzt auf etwa 5.000 Jahre!

Der Eingriff des Mensch ist, zumindest dort wo der Weinbau eine Rolle spielt, augenscheinlich. Die terrassierte Landschaft bietet durchwegs ein sehr stimmungsvolles Bild, speziell verbunden mit einer herzhaften Jause und einem Glas Wein! Um diese Weine ging es auch bei dieser Tafelrunde.

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Zum besseren Verständnis – es macht wenig Sinn, jeden der verkosteten Weine einzeln und im Detail zu kommentieren, statt dessen sollen eher Kategorien bzw. Unterschiede oder Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden.

Weißweine: sowohl von Spanien als auch von Portugal. Generell für unseren Gaumen ungewohnt exotische Noten, teilwiese auch mit Holz. Für einen Vergleich beider Länder waren es aber insgesamt zu wenige Weine. Zur richtigen Umgebung, Essen und Stimmung sicherlich sehr passend, solitär aber jedenfalls herausfordernd; da zum allergrößten Teil jung zu trinken, werden sie es auf dem österreichischen Markt immer schwer haben…

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Rotweine entlang des Duro in Spanien: der Großteil dieser Weine ist entweder reinsortig (Tempranillo) oder diese Sorte ist in Cuvées dominant vertreten. Geografisch befindet sich etwa das Ribera del Duero auf einer Hochebene, 700 – 850m. Das bringt tagsüber teilweise brutale Hitze und nachts entsprechende Kühle. Die Rotweine aus dem spanischen Gebiet des Duro zeichnen sich ganz allgemein über eine komplexe fruchtige Aromenfülle aus, sind kräftig, haben durchgehend reife, weiche, fast süße Tannine, bei den höherwertigen Weinen immer mit einer sehr charakteristischen Eleganz. Die Intensität zeigt sich auch beim Alkoholgehalt, praktisch nie unter 14% - wobei dieser bei allen verkosteten Weinen nie hervorgetreten ist und immer schön eingebunden war. Erwähnenswerte Weine bei der Verkostung waren z.B.:
Dominio de Atauta, Ribera del Duero, ‘Parada de Atauta’, 2014, 15% A, 100% Tempranillo; sehr kompakt, präzise auf den Punkt gebracht, ein paar weiter Jahre Flaschenreife würden noch immer gut tun.
Dominio de Pingus, Ribera del Duero, ‘PSI’, 2014, 14,5% A; intensive Frucht, ausgewogen und harmonisch, weiche Tannine, zarter Schoko, feiner Stoff… dabei nur Drittwein des Weinguts!
Aalto, Ribera del Duero, ‚Aalto‘, 2017, 14,5% A; Kirsche, Edelholz, balsamisch, Würze, Minze, Edelstoff!
Bodegas Numantia, Toro, (das ist etwas flußabwärts von Ribera del Duero), ‚Numantia‘ 2004, (das ist der Name der Hauptstadt von den Kelten im Norden der iberischen Halbinsel, besiedelt seit der Bronzezeit, etwa um 130 v. Chr. von den Römern eingenommen); Referenz-Wein des Anbaugebietes Toro, sicherlich der Höhepunkt des Abends!

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Rotweine entlang des Duro in Portugal: außer bei einigen wenigen Neuanlagen, wo sortendominant ausgepflanzt wurde, findet man im portugiesischen Teil des Duro traditionell den ‚Gemischten Satz‘, also ein Gemisch verschiedener Rebsorten, oftmals bis über 40 unterschiedliche in einem Weingarten. Die Weine waren durchwegs (sehr) kräftig, kompakt, komplex, konnten aber, was die Eleganz betrifft, selten an die spanischen Weine herankommen. Insgesamt würde der Ausdruck ‚robust‘ die Weine am ehesten beschreiben, z.B.:
Douro Prime, Douro, ‚Inquieto‘, 2013, 14,5% A; extrem intensive Farbe, Schoko, sehr kompakt, Würze, Kräuter.
Quinta do Crasto, Douro, ‚Reserva’, 2016 und 2015, jeweils 14,5% A; dunkle Farbe, fruchtig, komplex, edel; die beiden Jahrgänge trotzdem sehr deutlich unterscheidbar, der 2016er tendenziell feiner, runder.

Zusammenfassend war sich die Mehrheit jedenfalls einig, was die Erkenntnis aus diesem Abend betrifft: die trinkfreudigeren, weicheren, charmanteren Weine kamen aus Spanien, also vom ‚Oberlauf‘ des Duro. Die Weine von der portugiesischen Seite waren, wenn auch qualitativ hochwertig, eher ‚robust‘, nicht ganz so elegant. Ob es deutliche Unterschiede gibt, was die Haltbarkeit bzw. Reifung betrifft, konnte mangels Verfügbarkeit nicht ausgelotet werden – ein Ziel, das individuell noch weiter verfolgt werden kann!

Text: Engelbert Kitzler
Fotos: Monika Schwedler

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