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Dass Glas nicht gleich Glas ist, das weiß bald jemand. Aber dass der gleiche Wein in verschiedenen Gläsern durchaus auch verschieden schmecken kann, wissen wohl nur die wenigsten. Aber welcher Wein gehört jetzt in welches Glas? Wo schmeckt er denn nun wirklich am Besten? Das konnten 24 Mitgleider der St. Urbanus Weinritter am Donnerstag, den 31. März 2016 im Dianakeller ausprobieren. Unter der fachlichen Anleitung von Manfred Gruber vom Glasspezialisten Riedel.

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Wie schmecken wir aber jetzt, ob ein Wein säurebetont oder fruchtig, herb oder mild ist? Nun, die menschliche Zunge verfügt über zahlreiche Rezeptoren in den Geschmacksknospen der Sinneszellen, die verschiedenste Stoffe schmeckbar wahrnehmen, wenn sie in flüssiger oder im Speichel gelöster Form auf diesen auftreffen. Dabei nehmen wir an der Zungenspitze eher Süßes wahr, am seitlichen Zungenrand Saures bzw. Salziges und am Zungengrund im hinteren Bereich Bitteres. Es ist also durchaus nicht einerlei, wo der von uns verkostete Wein zuerst auf der Zunge auftrifft. So ist es für herbe Weine von Vorteil, wenn sie eher vorne an der Zungenspitze aufkommen, fruchtige Weine sind hingegen besser am Zungenhintergrund aufgehoben, um ihnen das subjektive Gefühl von Herbheit zu geben. Frische, säurebetonte Weine schmecken hingegen am Besten zentral auf der Zunge. Und genau das kann man mit dem entsprechenden Glas steuern.

So hat der Grüne Veltliner 2015 von Agnes Minkowitsch mit 12,5 % im Rieslingglas eine sehr frische Fruchtnase und auf der Zunge (mit diesem Glas vorne und zentral auftreffend, nicht seitlich - sauer!) einen frischen, angenehm säurebetonten Geschmack. Im breiten Burgunderglas verliert der Wein sein Frischearoma, auf der Zunge (eher hinten) schmeckt er breit und schal. Ein nahezu unglaublicher Unterschied nur durch das Glas.

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Genau umgekehrt war es dann mit Minkowitschs Bernsteinwein (Chardonnay, Grüner Veltliner, Weißburgunder) mit 13%. Ein kräftiger Wein mit viel Fruchtschmelz bei angenehmem Säurehintergrund und Eleganz im Abgang. Allerdings im schlanken Rieslingglas eher schal, im breiten Burgunderglas hingegen mit toller Apfelnase und vollmundig im Geschmack. Der Gelbe Muskateller vom Weingut Gassler aus Moschendorf (12,5%) zeigte sich mit kräftigem Stachelbeeraroma in der Nase, am Gaumen üppig, rund und füllig. Im Rieslingglas intensiv und mit frischer Säure, im Burgunderglas ruhig mit schöner Frucht. Wenn auch in beiden Gläsern unterschiedlich, so doch jeweils sehr schön. Je nach Vorliebe eben.

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Interessant dann die Rotweine, die in drei verschiedenen Gläsern verkostet wurden. Wie etwa der Zweigelt 2012 vom Weingut Gassler mit 14% Alkohol. Im schlanken Rieslingglas sehr marmeladig, rund, voll, aber eher herb. Im Cabernetglas (dem typischen Rotweinglas) feinfruchtig mit schöner Kirschnote, allerdings alkohollastiger und herber. Im breiten Burgunderglas bereits in der Nase eher herb, am Gaumen fad, mit kurzem Abgang.

Gispergs Pinot Noir 2013 mit 13,5% Alkohol zeigte sich im Rieslingglas schwach, mit wenig Körper und viel Säure, im Cabernetglas schön fruchtig und zart herb und im Burgunderglas mit voller, schöner Frucht und gut eingebundenen Gerbstoffen. Für diesen Wein einfach ideal. Was auch für das "Geheimnis III", der Weinritter-Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Zweigelt, Blaufränkisch und Syrah, gilt. Im Rieslingglas verhalten, im Cabernetglas streng und verschlossen, aber im Burgunderglas mit schönem Duft nach Brombeeren, mit voller Frucht, kräftig und fruchtig.

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Fazit dieses Verkostungsabends: je spritziger und jünger der Wein, desto enger das Glas. Für runde, volle Weine das normale Rotweinglas, für wirklich breite, üppige und herb-volle Tropfen gibt s nichts Besseres als das breite Burgunderglas.

Erwähnenswert sei auch der kulinarische Höhepunkt des Abends von Junker Karl Scheffelner: zehn Gänge auf einem Tablett individuell serviert.

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Los ging es mit Gurkensuppe, gefolgt von einem Tomatengazpacho, danach Glasnudelsalat mit Kashewnüssen, dem eine Gemüsemousse und eine Lachsterrine folgte. Ideal dazu der Grüne Veltliner. Eine wunderbare Hühnergalantine (ausgelöstes Huhn in gekochter Rollpastete - einfach köstlich!) harmonierte hervorragend mit dem Gelben Muskateller. Gut gewürztes Hummus (pürrierte Kichererbsenpaste) mit Weißbrot bildete den Übergang zu den beiden Desserts: einer Panna Cotta im Glas und einer zart schmelzender Schokolademousse. Dazu der Pinot Noir von Burgundermacher Johann Gisperg - und man wollte einfach nur weiter machen....

Text und Fotos: Christian Stöger

 

 

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