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Auf 35 ha in Herrenbaumgarten wachsen die Reben in den Weingärten, die seit 1436 im Besitz der Familie Liechtenstein sind. Otto von Maissau hat sie damals seinem Neffen geschenkt, dazu noch einige hundert Hektar auf heute tschechischem Gebiet, die allerdings im 2. Weltkrieg enteignet und nicht mehr restituiert wurden. Es sind vor allem Riesling und Grüner Veltliner sowie Zweigelt, die hier wachsen, und die 28 Mitglieder sowie vier Gäste des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums am 4.4.2023 in der Hofkellerei des Gartenpalais Liechtenstein verkosteten.

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Somelier Michael Gruber-Doberer führte als Leiter der fürstlichen Vinothek kompetent und unterhaltsam durch diesen Abend. Seit drei Jahren leitet er die Wiener Dependance der fürstlichen Weinkeller, die sich nach wie vor in Wilfersdorf, wo seit Jahrhunderten ein fürstliches Landgut besteht, befinden. "Die Familie Liechtenstein kommt eigentlich aus Österreich und zählt zu den ältesten österreichischen Adelsfamilien, denn 1136 wird mit Hugo von Liechtenstein erstmals ein Träger dieses Namens erwähnt. Der Name Liechtenstein stammt vermutlich von der Burg Liechtenstein in Maria Enzersdorf südlich von Wien. In der Umgebung dieser Stammburg und an der Nordostgrenze Niederösterreichs hatten die frühen Liechtensteiner Grundbesitz," wie Gruber-Doberer ausführte. 

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Mit kaiserlichem Diplom Karls VI. (des Vaters von Maria Theresia) vom 23. Jänner 1719, wurden Schellenberg und Vaduz vereinigt und zum Reichsfürstentum Liechtenstein im Heiligen Römischen Reich erhoben. Fürst Anton Florian wurde dadurch 1719 zum ersten regierenden Fürsten des Reichsfürstentums Liechtenstein. Mit dem Erlöschen des Reiches 1806 war das Fürstentum Liechtenstein dann souverän und wurde in diesem Status vom Wiener Kongress 1814/1815 anerkannt.  Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde das Fürstentum Mittelpunkt der Familie: Fürst Franz Josef II. (1906–1989) verlegte 1938 seinen ständigen Wohnsitz nach Vaduz; sein Land blieb im Zweiten Weltkrieg mit der Schweiz neutral. Heute ist Hans Adam II. das Oberhaupt des Fürstentums Liechtenstein. Seit den 2000er Jahren zeigt die Familie verstärktes Interesse an Wien, wo 2004 das Liechtenstein-Museums im Gartenpalais und 2013 die Eröffnung weiterer Teile der fürstlichen Sammlungen im Stadtpalais Liechtenstein stattfand.

Die fürstlichen Weine werden hauptsächlich in der Hofkellerei in Wilfersdorf erzeugt, lediglich 3,85 ha mit Pinot Noir gibt es in Liechtenstein selbst. Seit 2018 ist Stefan Tscheppe aus der Südsteiermark Leiter des fürstlichen Weinguts, und kümmert sich zusammen mit Prinzessin Marie, die eine Sommelière-Ausbildung machte, um die Weine. Nach der Eröffnung mit einem sehr trockenen F.L. Premier Brut-Sekt aus GV und RR, hergestellt von der Sektkellerei  Szigeti nach der Champagnermethode, gab es den ersten Flight aus dem Jahr 2020, und zwar Grüner Veltliner Ried Karlsberg 2020 und Riesling Ried Karlsberg 2020. Beide Weine schlank ausgebaut, mit jeweils 12,5 Vol% und Restzucker von 1-1,3 g/L, zeigten sie sich frisch und zart-fruchtig. Wobei der GV im großen Holz war und dadurch etwas mehr Fülle und Reife aufweist.

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Abgestimmt zu den Weinen wurden Gartenpalais-Platten mit köstlichen Schinken- und Speckvariationen, Käsevariationen von mild bis würzig von kleinen, regionalen Käseproduzenten, eingelegtes Gemüse, Nüsse, Trauben, Butter, Schmalz, Kren und Bio-Hausbrot kredenzt. Dazu passend die vollmundige Grüner Veltliner Reserve 2014 und die Riesling Reserve 2016 mit jeweils 13 Vol%. Der GV im neuen Holzfass ausgebaut zeigte sich dicht und nussig, der RR mit frischem Pfirsicharoma und schönem Petrolton. 

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In die Jahre gekommen war der Riesling Hödeln hinter Hof 2006. In der Nase leicht oxydativ, am Gaumen füllig und extraktreich. Goldgelb und sehr reif, aber im Abgang kurz dann die Grüner Veltliner Karlsberg Spätlese 1986. Beide Weine hatten ihre Höhepunkt leider bereits hinter sich.

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Frisch und animierend dann der Blanc de Noir 2021, ein 100% Pinot Noir, weiß gepresst. Dieser Wein mit 13 Vol% stammt aus den Weingärten in Vaduz, trägt die Handschrift von Prinzession Marie auf dem Etikett und begeisterte durch seine frische Leichtigkeit und eine schöne Burgundernase. 

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Es folgten drei Zweigelt, eine Weinsorte, die im Vorjahr 100 Jahre ihrer Klosterneuburger Neuzüchtung aus den Rotweinsorten St. Laurent und Blaufränkisch durch Prof. Friedrich Zweigelt, feierte. Zweigelt Profundo 2019, zwei Jahre im Barrique ausgebaut, 13 Vol%, mit deutlichem Kirsch/Weichselaroma, am Gaumen kräftig, trinkfreudig. 

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Sehr rosinig im Aroma, bräunlich-rot im Glas mit kräftigem Maggiekrautaroma dann der Zweigelt 1995. Beim Zwiegelt 1983 waren zwei Flaschen leider oxydiert und der Wein kaputt, erst die dritte geöffnete Flasche zeigte einen trinkfreudigen Altwein, dem man allerdings seine 40 Jahre aufgrund der Leichtigkeit keineswegs anmerkte.

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Als süßen Abschluss zu hausgemachten Kuchenvariationen dann noch ein Merlot 2017 aus der Magnum-Flasche, wobei auch hier die erste Flasche leider korkte. Bei der zweiten Flasche zeigte sich der Wein Rubinrot, sehr tanninhaltig, reif und tiefgründig. Fazit: die fürstlichen Weine überraschten durch Leichtigkeit und Finesse, zeigten sich in der Jugend trinkfreudig und frisch, im Alter jedoch - wohl auch aufgrund der geringen Volumsprozente - eher flach und kurz. Dennoch ein interessanter Abend mit fürstlichem Genuss.

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Text und Fotos: Christian Stöger

 

 

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