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Was macht ein Winzer im Winter, wenn die Weine bereits in den Tanks und Fässern vor sich hinreifen? Im Weingarten arbeiten - und zwar wie im Fall von Rainer Christ von Dezember bis März Reben schneiden und die Ruten ausfädeln. Rund 20 Mitglieder des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums haben am Samstag, den 29.1.2022 ab 10 Uhr selbst im Weingarten der Ried Wiesthalen Hand angelegt - und die geschnittenen Reben aus den Drahtgestellen gefädelt. Eine durchwegs körperlich nicht unanstrengende Arbeit, wie man allgemein feststellte.

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Geschnitten werden vor allem die "Ruten", also lange Triebe mit 8-12 Augen, die dann aus dem Drahtgerüst, der sogenannten "Spaliererziehung" gezogen werden müssen. Übrig bleiben am Stock in der Regel zwei "Strecker", also Triebe mit 5-6 Augen, sowie ein oder zwei "Zapfen", Triebe mit 2-3 Augen. Aus den Streckern (einjähriges Holz, das auf zweijährigem wächst) kommen dann jene Triebe, die in diesem Jahr die Trauben tragen. Aus den Zapfen werden jene Triebe, die zu Streckern werden und dann im nächsten Jahr Trauben tragen. Es ist also eine kleine Wissenschaft, welche Triebe wie lange geschnitten werden, und was alles ganz weg kommt. Wobei bei einem kleineren, jungen Stock radikal zurückgeschnitten wird (auf wenige Augen), denn da muss die ganze Kraft in die Triebentwicklung gehen. "Bei einem kräftigen, älteren Stock schneidet man auf mehr Augen zurück, der hat nämlich schon Kraft genug zum Austrieb", so Rainer Christ.

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Wobei man bei den Rebstöcken auch wieder zwischen der früher üblichen Stockkultur, die nur etwa 30 cm hoch ist, der mittelhohen Kultur (79 cm) und der Hochkultur (100 cm, seit den 1950er Jahren) unterscheidet. "Weggeschnitten werden also jene Triebe, die entweder in die falsche Richtung wachsen, die dem Stock zu viel Kraft nehmen oder die zweijährig sind und keine Trauben tragen. Wobei man auch hier wieder die Laugbbegrünung beachten muss", erklärt Rainer Christ. Es wird also geschniten (machen am Weingut der Winzer und maximal zwei andere Fachleute) und danach die Ruten entfernt (machen Lohnarbeiter - oder eben die Weinritter). Die bleiben zwischen den Zeilen liegen, werden später mit der Maschine gehäckselt und werden gleich wieder zu Dünger. Nachhaltigkeit wird da eben groß geschrieben.

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Nach einem kräfigen Mittagessen im Weingut gab's noch eine spezielle Burgunderverkostung, und zwar jeweils Weißburgunder der Riede Falkenberg, DER Toplage des Weinguts. Zuerst eine Faßprobe des 2021ers, auf der Vollhefe vergoren, blieb lange stehen. Der 2021 wird übrigens erst 2023 in den Handel kommen. Der Wein zeigte sich cremig, mit leichter Trübung (weil noch unfiltriert), erinnerte stark an Apfelmus. Ganz anders dann der gleiche Wein aus dem 350 Liter gebrauchten, ungetoasteten Holzfass. Hier zeigte sich der WB sehr saftig, tiefgründig, sehr weinig. Im Vergleich dazu der aktuelle WB 2019, der vom Jahrgang ähnlich wie 2021 einzuschätzen ist. Nach 18 Monaten im Fass gab es nur eine grobe Filtration, der Wein zeigt sich reif, gut strukturiert und tiefgründig bei 13,5% Alkohol. Und wurde von "Falstaff" als bester Burgunder Österreichs bewertet.  

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Um zu sehen, was aus diesen Weinen mit den Jahren wird, gab's dann noch den 2016er WB Falkenberg (nur 12,5 Vol% Alkohol) und den 2013er aus der Magnum-Flasche (13,5 Vol%). Wobei vor allem Letzterer die Runde besonders zu überzeugen verstand. Mit fachkundigen Erläuterungen von Rainer Christ zum Prozess der Weinreifung und was man da alles zu beachten hat (Säuregraduation versus Zuckergrade, Holz- oder Tankausbau, welches Holz, wie lange, wie viel usw.) sowie zahlreiche Exkursionen in die Fachgebiete von Chemie und Ernährungslehre ging dieser Besuch im Weingarten und im Weingut zu Ende. Wobei allen klar wurde: Wein (vor allem guten Wein) machen ist doch tatsächlich eine Wissenschaft uned verlangt jede Menge profundes Wissen. 

Text und Fotos: Christian Stöger

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