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Gleich zwei Mal wurde wegen des großen Interesses die Stadtführung vom Konventikel Wiener Weinberge auf den Spuren der Tempelritter durchgeführt. Beide Termine (3. und 24.10.2020) waren ausgebrucht, und Stadtführerin Gabriele Lukacs zeigte Zusammenhänge auf und stellte und Querverbindungen her, die überraschten und verblüfften. Ein Ausflug in längst vergangene Zeiten, deren Spuren aber in der Wiener Innenstadt immer noch sichtbar sind.

Templer 04 

Gleich beim Startpunkt in der U3-Station unter dem Stephansplatz gab es überraschendes zur 1973 wieder entdeckten Virgil-Kapelle. Denn in dieser "Kapelle" befindet sich kein Altar, aber ein Brunnen und an den Wänden sechs eindeutig identifizierbare Templerkreuze (rot und an den Enden geschwungen). Ein Versammlungsraum des Ritterordens? Anhand von archäologischen Untersuchungen datiert die Errichtung des Bauwerkes aus dem Jahr 1220, und zwar direkt unter der Maria Magdalenakirche, wie man anhand der Bodenmarkierungen auf dem Stephansplatz eindeutig erkannen kann. 

Templer 03

Der Templerorden war im Jahr 1119 von neun französischen Rittern gegründet worden, zur Verteidigung und zum Schutz der Pilgerwege nach Jerusalem während der Kreuzzüge. Neun Jahre waren sie im Heiligen Land, wo sie angeblich auch den Schatz im Tempelberg von Jerusalem gesucht und möglicherweise gefunden haben. Dopch um welchen Schatz es sich gehandelt haben könnte? Gabriele Lukacs: "Nicht unbedingt Gold oder Edelsteine, aber vielleicht den Heiligen Gral, oder die Bundeslade. Oder Unterlagen über eine eventuelle Ehe von Jesus mit Maria Magdalena? Das wäre für den Vatikan wertvoller als alles Gold gewesen."

In den folgenden 200 Jahren haben es die Tempelritter immerhin auf 9.000 Niederlassungen gebrtacht, Grundstücke und Reichtum angehäuft. Aber offenbar waren sie dem König und wohl auch dem Papst zu mächtig geworden, sodass es am 13. Oktober 1307, dem "schwarzen Freitag", in ganz Europa zu Angriffen auf den Orden kam. Zwischen 1307 und 1314 machten weltliche und religiöse Mächte dem christlichen Militärorden den Prozess, ließen mehr als 1000 Tempelritter töten und brachten schließlich den einflussreichen Orden zu Fall. Doch sie sind nicht völlig verschwunden. In Österreich gingen sie teilweise im Georgsorden auf, auch in Schottland gibt es spätere Hinweise auf den Templerorden. 

Auf einem Plan aus dem Jahr 1147 ist ein sogenanntes "Tempelhaus" eingezeichnet, und das hat genau die Form des heutigen Heiligenkreuzerhof, dem nächsten Ziel unseres Rundganges. Seit dem 10.Jahrhundert im Besitz des Zisterzienserordens nachgewiesen wäre es durchaus möglich gewesen, dass die Templer bei ihrer Rückkehr aus Jerusalem bei diesem, ihrem eigentlichen Gründungsorden, Quartier genommen haben. Unter dem Gebäude befinden sich noch heute viergeschossige Kellergewölbe mit großen Sälen. Vielleicht Versammlungsräume? Und wieder ein Gang, der Richtung Virgilkapelle führt. Ein mögliche geheime Verbindung?

Templer 05

Weiter ging's in die Blutgasse hinter dem Stephansdom. Hier befand sich der Hauptsitz der Templer, genau gegenüber dem bis heute bestehenden Ordenhaus des deutschen Ritterordens, des mit den Johannitern 3. Ritterordens der Kreuzzüge. Den Namen soll die Blutgasse übirgens vom Massaker an den Templern in jener Nacht des 13.10.1307 bekommen haben. Während die Templer also verfolgt und ausgelöscht wurden, konnten die beiden anderen Ritterorden bis heute bestehen. Wovon wir uns in der deutschen Ordenskirche überzeugen konnten. Denn dieser Orden hat bis heute seinen Hauptsitz in Wien, denn bereits unter den Habsburgern ist der jüngste Sohn immer Großmeister geworden. Wie viele andere Orden (Georgsorden, der Orden vom goldenen Vlies) handelt es sich hierbei um weltliche Orden, die sich bis heute karitativen und sozial-kulturellen Aufgaben widmen.  Wie dies auch der St. Urbanus Weinritterorden in Sachen Weinkultur macht. 

Templer 09

Nach zwei Stunden war der faszinierende Rundgang zu Ende. Vor der Großmeisterloge der Freimauerer in der Rauhensteingasse, die ähnöliche Strukturen wie die alten Ritterorden aufweisen. In Stein gemeißelte Zeichen und manche Bauten sind Zeugen haben uns das Wirken des mysteriösen und mächtigen Ritterordens der Templer und ihrer Nachfolger näher gebracht. Und viele weitere Fragen aufgeworfen. 

Text und Fotos. Christian Stöger

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