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Zum 7. Mal fand sich am Donnerstag, den 20.2.2020,  eine illustre Runde der St. Urbanus Weinritter im Palais Coburg in Wien ein, um sich durch die vinophilen Schätze von Europas größtem Weinkeller zu kosten. Das Thema diesmal: Barolo und Barbaresco. Dabei gab es so manche Überraschung und die Erkenntnis: hier handelt es sich um Weine, für die langlebig nicht Jahre, sondern Jahrzehnte bedeutet.

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Barolo - ein Name, der die Herzen der Weinkenner höher schlagen lässt. Namensgebend ist die Gemeinde Barolo, die sich ca. 15 km südlich von Alba befindet. Erstmals erwähnt ist der Name übrigens bereits 1730 in einem Briefwechsel zwischen englischen Handelsleuten, dem Botschafter des Hauses Savoyen in London und den Oberaufsehern des Piemonts. Damals handelte es sich allerdings um einen meist restsüßen Wein aus Nebbiolotrauben. Der heutige Barolo entstand im 19. Jh. durch die Mithilfe des französischen Önologen Louis Oudart. Dieser wurde um 1850 in die Gemeinde Barolo berufen, um dort beratend tätig zu sein. Im Keller setzte Oudart auf die Techniken aus der kühlen Champagne.  Er verlegte den Gärprozess in neu angelegte unterirdische Weinkeller, sorgte für gleichbleibende Temperaturen und verbesserte die Kellerhygiene. Der trocken ausgebaute Rotwein gehörte bald zu den Lieblingsgetränken im Haus Savoyen. Aus dieser engen Verknüpfung der damaligen Herrscherdynastie mit dem Barolo stammt wohl der Ausspruch Wein der Könige und König der Weine.

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Nicht weit von Barolo, gerade einmal 20 Kilometer entfern, liegt das Dorf Barbaresco.  Der hier erzeugte Wein aus der Region Langhe, genauer aus dem Gebiet um die Ortschaften Barbaresco, Treiso und Neive, wird ebenso wie der Barolo sortenrein aus der Nebbiolorebe hergestellt. Daher wird er oft als „der kleine Bruder“ des Barolo bezeichnet. Im Unterschied zum Barolo (die Weingärten liegen auf 170 bis 540 Metern Seehöhe) sind die Hügel des Barbaresco etwas niedriger und haben eine andere Bodenbeschaffenheit, sodass der Wein weniger wuchtig und dafür samtiger wird. Der Barbaresco wird auch Wein der Königin genannt.

Und mit dieser Königin begann auch die Blindverkostung im Palais Coburg. Mit dem 2015er "Asili" (14%) vom WG Cascina Luisin direkt aus Barbaresco und dem 2015er "Basarin" Barbaresco (14%) vom WG Sottimano aus Neive. Ersterer mit Dörrobstaromen und kräftiger Säure, ausgebaut im 3.000 l Holzfass, Zweiterer ausgebaut im Barrique, dadurch viel jugendlicher, erdiger am Gaumen.

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Dann zwei Mal 2010, und zwar "Arborina" vom WG Altare Elio aus Langhe (Barbera und Nebbiolotrauben) mit 14,5% und der Barolo "Léon" wieder von Cascina Luisin mit 13,5%. Beide Weine kräftig, kernig, ausgewogen. Die Lagerzeit für Barolo beträgt übrigens 38 Monate, davon mindestens 18 im Holzfass; für Barolo Riserva 62 Monate, davon mindestens 18 im Holzfass. Aus der Magnum zur Schinken- und Käsejause kam der 1988er Barolo "Monprivato" vom WG Giuseppe Mascarello mit 13,5%. Ein Wein, dem sein Alter (32 Jahre) keineswegs anzumerken war.

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Barbaresco gegen Barolo vom gleichen WG Luca Roagna, und zwar 2012 "Pajé" Barbaresco gegen "Pira" Barolo zeigte sehr schön die Unterschiede. Der Barbaresco rund, samtig, vollmundig, der Barolo ausgewogen, strukturiert, eleganter, tiefer. Sehr reif, sehr voll dann der Langhe-Wein "Sperss" 2011 von Angelo Gaja mit 14% und der Barolo 2011 von Mascarello Bartolo mit 14,5%. Zwei absolute Spitzenweine, mit Preisen um die € 300,- pro Flasche aber auch nicht gerade günstig.

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Wie gut sich diese Weine über die Jahrzehnte halten, zeigte der nächste Flight. Ein Barolo "Bricco Rocche" 1985 von Ceretto mit nur 13%, runden Tanninen und sehr elegant, und eine Barolo Riserva 1982 vom WG Rocche dei Manzoni . Pfirsicharomen, schöne Kräuterwürze, einfach perfekt im Abgang. Ein Wein bei einem Flaschenpreis jenseit der € 500,-, aber auch ein Wein, der Jahrzehnte lang Freude bereitet.

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Etwas zu lange in der Flasche war dann die 1978er Barolo Riserva Prunotto vom WG Cassiano, wenngleich immer noch schön am Gaumen, nur etwas kurz im Abgang. Rund, üppig und voll dann auch der Barolo "Ginostra" 1989 vom WG Grasso. Fazit dieser exklusiven Verkostung: bei Barbaresco und ganz besonders auch bei Barolo handelt es sich nicht um einen Wein, der jung getrunken werden sollte. Es ist kein Sprinter, sondern ein Marathonläufer, der über die Distanz von Jahrzehnten seine Klasse aufbaut und behält. Weine, die zu einer Zeitreise einladen, und die aufgrund der Jahrgangszahlen bei so manchem der Verkostungsrunde Jugenderinnerungen wach werden ließen. 

Text und Fotos: Christian Stöger

 

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