Beim Ausflug des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums am Freitag, den 14. Juli 2017 nach Großriedenthal am Wagram drehte sich alles um den Roten Veltliner und den Löss. Auf Einladung des Konventikels Niederösterreich sind 24 Mitglieder und Gäste dem Ruf an den Wagram gefolgt - und erfuhren von Franz Aigner und Josef Bauer viel Neues über die Diva unter den Weißweinen, die umsorgt, gehegt und gepflegt werden will. Eine Fahrt mit Oldtimertraktoren direkt in die Weinberge, wo die Roten Veltliner zwischen den Rieden verkostet wurden, vertiefte dieses Erlebnis.

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In der malerischen Kellergasse Großriedenthal nahm die Reise zum Roten Veltliner ihren Ausgang. Hospes Franz Aigner hatte in seinen Keller geladen. Nach einem Begrüßungsfrizzante aus Biotrauben vom Wagram zeigte gleich der Rote Veltliner Reinberger 2016 mit seinen 12,5% die Qualität dieser Sorte. Mit schönen Apfel- und Kernobstaromen, einem Hauch von Mandel, dennoch frisch und leichtfüßig. Nicht von ungefähr ist dieser Wein im Salon 2017 vertreten!

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Josef Bauer vom Weingut Familie Bauer gab uns dann einen Einblick in die Welt des Weinbaugebietes Wagram und der Leitsorte Roter Veltliner. Seinen Namen verdankt der Rote Veltliner übrigens der rötlichen Haut seiner Trauben - und er ist Vorfahre zahlreicher bekannter Weinsorten wie Neuburger oder Rotgipfler. Mit einer Anbaufläche von 193 ha umfasst er allerdings nur 0,4 % der österreichischen Weinanbaufläche. Seine Verbreitung beschränkt sich dabei auf wenige Weinbaugebiete in Niederösterreich, in erster Linie am Wagram, aber auch im Kamptal und Kremstal, vereinzelt noch im Weinviertel und in Wien. Im Zeitraum von 1999 bis 2009 ist die Anbaufläche allerdings um 24,9 % zurückgegangen. Und so ist es erfreulich, dass vor allem am Wagram dieser Wein als Leitsorte dieser aufstrebenden Weinbauregion ein Comeback feiert.

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2011 wurde der Rote Veltliner von "Slow Food" als besonders schützenswert in die Arche des Geschmacks zur Erhaltung alter Pflanzensorten aufgenommen. Er liebt warme, luftige Lagen mit südlicher Ausrichtung (eben am Wagram). Gegen Hitze und Trockenheit ist er unempfindlich, allerdings stellen seine Anfälligkeit für Frost und Pilzerkrankungen den Winzer vor eine ziemliche Herausforderung. Hinzu kommt eine enorm aufwändige Laugarbeit, da ein gutes Blatt-Fruch-Verhältnis wesentlich für gesunde Trauben ist. Und wie Josef Bauer erklärte, sei es auch nötig "bei den Trauben am Stock die untere Hälfte wegzuschneiden, damit die Beeren mehr Platz zur Ausbreitung haben und sich nicht gegenseitig zerquetschen." Und so wird jede Traube händisch in der Mitte durchgeschitten!

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Mit Oldtimer-Traktoren, darunter ein Steyr aus dem Jahr 1956, ging's dann hinauf auf die Hochebene. Hier, direkt in den Rieden des Roten Veltliner, der sich im Löss, dem Flugsand des Urmeeres, sichtlich wohl fühlt, gab's zwei typische Vertreter dieser Sorte von Josef Bauer zu probieren. Zuerst der Rote Veltliner "Wagramterrassen" 2016: helles Gelb, mit 12,5%vol Alk. leichtfüßig, mit schönem Himbeer- und Honigmelonenduft, mit Mandelakzenten in der Nase. Am Gaumen Mango und Curcuma, exotisch, gehaltvoll im Abgang. Dann der Rote Veltliner "Hinterberg" 2015, mit sattem Goldgelb und 13,5%vol Alk. bereits optisch eine andere Klasse. In der Nase feiner Nektarinen-Traubenduft mit Limettennuancen; am Gaumen Hollergelee, umrahmt von zartem Mandelgeschmack; im Abgang gehaltvoll-mineralisch. Zwei Weine, die sehr schön die Bandbreite dieser Sorte zeigten.

Weiter ging die Fahrt an die Wagram-Kante, wo wir einen wunderbaren Blick zur Donau und ins Tullnerfeld genießen konnten. Und viel über die wechselvolle Geschichte dieser Region erfuhren. 1964 noch im Weinbaugebiet Weinviertel inkludiert, gehärte man ab 1971 zu Traismauer/Carnuntum. Ab 1976 dann zu Klosterneuburg, ab 1985 dann zu Donauland/Carnuntum. 1993 hieß es nur mehr Donauland und erst seit 2007 spricht man vom eignen Weinbaugebiet Wagram. Der Name stammt übrigens aus dem 12. Jahrhundert und bedeutet "Wogenrain", was sich auf die mächtige Lössterrasse bezieht.

Zurück ging's dann direkt ins Gasthaus "Lösshof", wo zu Rindsuppe mit Fritatten oder Leberknödel, zur gegrillten Hühnerbrust oder zur saftigen Wagramer Regenbogenforelle bzw. zum Zwiebelrostbraten vom Beiried des bekannten Bio-Dexter-Rindes dieser Region weitere bemerkswerte Rote Veltliner verkostet werden konnten.  Wie der Rote Veltliner des Weingutes Schuster aus der Ried "Altweingarten" 2016, mit 13 % eher ein gehaltvollerer Vertreter seiner Art. Oder der Rote Veltliner "Arkadenhof Hausdorf" 2016 mit 12,5%, oder der Rote Veltliner "Gösing" 2016 mit 12% sowie der Rote Veltliner der Familie Mehofer aus Neudegg. Mit 12% ebenfalls ein schlanker, aber nichtsdestotrotz typischer Wein des Wagrams.

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Mit einem Besuch im Weingut der Familie Bauer ging dann dieser Ausflug an den Wagram und die Erfahrung mit der launischen Diva Roter Veltliner gesellig zu Ende.

Text: Christian Stöger
Fotots: Ingrid Hamersky