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Es war die letzte Tafelrunde vor der Sommerpause, die am Donnerstag, den 16. Juni 2016, vom Konventikel Eins im Ordenskeller veranstaltet wurde. Die Verkostungsreise ging dabei ins Elsass, jenes französische Weinbaugebiet zwischen Rhein und Vogesen, dass seit mehr als 400 Jahren für qualitätsvolle Weißweine berühmt ist. 21 davon sowie ein Rouge Saint Hippolte wurden probiert, vom leichten Sommerwein über die gereiften Lagen bis hin zu den vollmundigen Süßweinen. Tradition, die seit 1913 auch an der schlanken, speziellen Elsässer Flaschenform (flûte) erkennbar ist.

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Vermutlich bereits in vorrömischer Zeit wurde im Elsass von den Kelten Weinanbau betrieben, den die Römer zu einer ersten Blütezeit brachten - und der mit dem Einfall der Germanen im 5. Jahrhundert ein jähes Ende fand. Erst im 9. Jahrhundert begann man unter dem Einfluss der Mönchsorden wieder mit der Kultivierung der Weinrebe in mehr als 160 Orten.  Im 16. jahrhundert wurde bereits wieder auf einer doppelt so großen Fläche wie heute Wein angebaut - und führte bis zum 30jährigen Krieg (1618-1648) zu einer neuerlichen Blütezeit. Nach den Verwüstungen des Kriges erholte sich die Weinwirtschaft bald wieder und im Jahr 1828 gab es bereits wieder über 30.000 Hektar Weinanbau. Heute sind es nur mehr 15.535 Hektar, wovon 1.680 ha Grand Cru-Lagen sind, von denen s nicht weniger als 51 (!) gibt. Die durchschnittliche Jahresproduktion im Elsass beträgt ca. 1,15 Millionen hl (150 Millionen Flaschen), davon 90 % Weißweine. Einige davon gab es bei der Tafelrunde zu verkosten.

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Die sieben zugelassene Elsässer Rebsorten sind:

  • Riesling: 247.954 hl, 21,7 % der Rebfläche
  • Gewürztraminer: 172.116 hl, 18,6 % der Rebfläche
  • Sylvaner: 108.268 hl, 8,9 % der Rebfläche
  • Pinot Blanc: 267.672 hl, 21,2 % der Rebfläche
  • Pinot gris (auch Tokay Pinot gris oder Tokay d’Alsace genannt): 165.954 hl, 15,2 % der Rebfläche
  • Muscat d’Alsace: 18.487 hl, 2,3 % der Rebfläche
  • Pinot Noir (als Rot- und Roséwein): 108.326 hl, 9,6 % der Rebfläche

Und die gab es fast alle zu probieren. Wobei die Weine fast durchwegs im großen Holzfass reiften (einige auch in Barriques) und sortenrein ausgebaut werden.

Los ging es mit einem Sylvaner von der Domaine Ostertag, der sich in hellem Zitronengelb und mit frischem Zitrusaroma präsentierte. Gefolgt von den unterschiedlichsten Rieslingen, von denen der Riesling Le Kottabe von Josmeyer als trockener Sommerwein sowie die Rieslinge der Domaine Ostertag durch Mineralik und feine Säurestruktur überzeugten. Die Riesling Cuvée von Albert Mann zeigte sich mit einer schönen Apfelnote, die Rieslinge der Domaine Zind-Humbrecht (Clos Häuserer und Calclaire) kräftig und körperreich. Kräftig auch der Riesling Schoenenbourg Grand Cru 2011 von Dopff au Moulin, einem seit 1574 existierendem Weingut in Riquewihr nördlich von Colmar im Zentrum des Elsass. Laut ihrer Homepage übrigens das schönste Weingut im Elsass, das architektonisch vor allem durch seine Fachwerkbauten begeistert.

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Bemerkenswert der Gruenspiel Gemischte Satz von Marcel Deiss (14%), der Riesling, Pinot Noir und Gewürztraminer vereint und durch eine leicht rosa Färbung auffiel. Ebenso wie durch das intensive Gewürzaroma und seine Fülle, dei an einen österreichischen Kabinettwein errinnert. Ein vollmundiger Pinot Blanc vom Weingut Trimbach (dem wir uns später noch ausführlicher widmen) zeigte sich reif und vollmundig mit zarten Mandeltönen am Gaumen. Nach Bratapfel und sehr rauchig schmeckte dann der Pinot Gris der Domaine Weinbach, mit ebenfalls 14% einer der kräftigsten Weine des Abends. Mit starkem Holzton präsentierte sich der im Barrique ausgebaute Pinot Gris von Robert Klingenfus aus dem Jahr 2005, der auch eine beachtliche Restsüße aufwies. Eher flach und wenig begeisternd hingegen der einzige Rotwein des Abends, der Rouge Saint Hippolte von Marcel Deiss aus dem Jahr 2008 mit lediglich 12%.

Den Höhepuntk und Abschluss der vinophilen Reise ins Elsass bildete dann DIE Paradesorte der Region, der Gewürztraminer. Meist goldgelb im Glas, vollmundig, kräftige Weine zwischen 13,5 und 14%, manche davon mit ausgeprägter Honigsüße, aber durchwegs sortentypisch und mit schöner Zucker-Säure-Balance. Wie der Gewürztraminer Classic 2013 vom Weingut Hugel & Fils, das seit 1639 in Riquewihr besteht. Oder der Gewürztraminer von Maison Trimbach in Ribeauvillé, wo heute Anna Trimbach das Gut in 13. Generation seit 1626 führt. Wobei schon Frédéric Emile Trimbach im Jahr 1898 auf der Internationalen Messe in Brüssel die höchste Auszeichnung für seine Weine erhielt. Auch heute reifen die großen Weine vom Weingut Trimbach mindestens drei Jahre in der Flasche, um den vollen Geschmack zu entfalten.

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Süß ging diese Elsass-Reise zu Ende, und zwar mit dem Gewürztraminer Les Folastries 2013 von Josmeyer, einem Klassiker mit der Süße einer Honigmelone (15g RZ, 4,9 S, 13,5% A), einem Gewürztraminer Kaefferkopf Grand Cru 2009 von Meyer-Fonne, ebenfalls süß, mit schöner Sturktur und vollem Körper sowie dem Gewürztraminer V.T. von Trimbach aus dem Jahr 1990. Für sein Alter erstaunlich frisch, mit fast jugendlicher Säure, vollmundig, sehr fruchtig und süß mit einem tollen, langen Finish. Ein würdiger Abschluss einer aufschlussreichen Verkostungstour durch eine bei uns eher weniger bekannte Weinregion Frankreichs.  Wobei die Preise für die verkosteten Weine zwischen € 12,00 und € 41,00 eher im gehobenen Segment anzusiedeln sind.

Text: Christian Stöger
Fotos: Christian Stöger/Monika Schwedler

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