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Weine aus Nordamerika waren bei der Tafelrunde des Konventikel Eins am 24. Februar im Ordenskeller ausschließlich Weine aus den USA. Obwohl etwa seit dem 19. Jahrhundert in vier der zehn Provinzen Kanadas Weinbau betrieben wird, und zwar werden auf etwa 9.580 Hektar rund 990.000 Hektoliter Wein produziert, war keine Flasche aus diesem Land dabei. 23 Weine aus den USA boten dann jedoch einen sehr guten Überblick über Sorten und Vinifizierung im "Land of the free", wo alles erlaubt ist, was nicht verboten ist,

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Allein die Vorbereitung dieser Tafelrunde war dem Vernehmen nach eine mittlere Herausforderung, denn wer hat schon einen Wein aus Nordamerika im Keller liegen? Ich jedenfalls hatte nur eine einzige Flasche aus den USA.Also wo gibt es Weine aus Nordamerika? Wo gehen nicht alle hin und kaufen ein? Wo kann ich etwas eher außergewöhnliches finden? Welche Preislage soll es sein? Viele Fragen also – und die Antworten darauf konnten wir bei der Tafelrunde "Nordamerika" verkosten!

Weinbau in Kanada gibt es in den Provinzen Nova Scotia, Québec, Ontario und British Columbia. Darüber hinaus wird auch in New Brunswick und Prince Edward Island vereinzelt kommerzieller Weinanbau betrieben. Doch Kanada war diesmal (leider) nicht vertreten, sondern nur die USA. Immerhin viertgrößter Weinproduzent nach Frankreich, Italien und Spanien. Inzwischen gibt es Weinbau in allen Bundesstaaten der USA, selbst im Süden Alaskas und auf Hawaii. Die bekanntesten Gebiete sind natürlich in Kaiformien – Napa Valley, Sonoma Valley usw. Dorthin ist der Weinbau mit dem Goldrausch Mitte des 19. Jahrhunderts gekommen, mit den Abenteurern aus Europa hat auch der Wein Einzug gehalten hat. Die Prohibition, der Erste und der Zweite Weltkrieg haben den Weinbau dann erst in den 1950er Jahren so richtig erblühen lassen.

Inzwischen gehören die Top-Weine aus den USA zur Weltspitze, sowohl was Qualität aber auch Preis betrifft. Bezeichnend auch, dass selbst erfahrene Weinkritiker aus Frankreich bei Blindverkostungen den US-Weinen immer wieder Spitzenplätze einräumen!

„...the land of the free and the home of the brave...” heißt es in der amerikanischen Hymne. Freiheit heißt bei der Weinproduktion auch, dass in den USA grundsätzlich alles erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten ist, während bei uns alles verboten ist, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Da darf sich unsereiner nicht wundern, wenn auf der Halde eines Weinbaubetriebes ein riesiger Haufen roter Sägespäne zu finden ist, der eben noch in den Stahltanks zu ‚Aromatisierung’ seine Plicht getan hat und so das ‚Holz‘ in den Wein gebracht hat. Oder wenn Weine in industriellem Maßstab in ihre Bestandteile zerlegt werden, um dann nach Bedarf und Geschmack wieder zusammengestellt zu werden.

Von den über zwanzig mitgebrachten Weinen waren nur zwei doppelt. Wolfgang Puck, Altmeister Robert Mondavi und Ridge - Monte Bello Estate waren mit jeweils drei Weinen vertreten. Bei den Weißweinen spannte sich der Bogen von einem aromatischen Moscato California mit lediglich 9,0 Alkoholprozent (vermutlich ein ‚Kunstwein‘, da es keine Jahrgangsbezeichnung gab) über sechs Chardonnays bis zu einem Sauvigon Blanc (Fume Blanc 2013 von Robert Mondfavi 2013 mit gewaltigen 14,5%) und einem Viognier 2014 von Château Charles Smith mit ebenfalls 14,5%. Wobei der Viognier ist eine französische Weißweinsorte ist, die zumeist alkoholstark ist, eine kräftige Farbe und ein prägnantes Geschmacksbild hat. Charakteristisch ist ihr aromatischer Duft, der zuweilen an Aprikosen, Pfirsiche und Blütenaromen (insbesondere Veilchen oder Maiglöckchen) erinnern kann

Bei den Chardonnays hervorzuheben ist die "Vinter's Reserve" 2013 von der Kendall-Jackson Winery, mit 13,5%, schöner Frucht, cremig-buttriger Struktur und Würze am Gaumen, weiters der Ghost Pines Chardonnay 2010 mit 14%, viel Holz, aber auch viel Frucht und angenehm zartwürzig-harzig am Gaumen, sowie der Sauvignon Blanc ‚Fume Blanc‘ 2013 von Robert Mondavi – intensiv typische Frucht und als solcher sofort zu erkennen.

Bei den Rotweinen war die Bandbreite, was die Sorten betrifft, deutlich weiter gespannt: von einem Ruby Cabernet 2007 (Neuzüchtung aus Carignan x Cabernet Sauvignon) der Pazific Peak Winery mit 12,5%, zu Merlot (2x), Cabernet Sauvignon (4x), Petit Sirah (1x, eigene französiche Sorte, Peloursin x Syrah), Cuvee (2x), natürlich Zinfandel (3x, da habe wir gelernt, dass die Sorte ursprüglich aus Kroatien stammt [‚Crljenak Kaštelanski’, in Italien ‚Primitivo‘], und einem Pinot Noir.

Besonders hervorheben möchte ich persönlich

  • den Shaber Merlot 2010 aus dem Napa Valley mit gewaltigen 15,3%. Fruchtig tief, noch immer tanninbissig, kräuterwürzig mit einem Hauch von harziger, pfeffriger Schärfe, sehr schön am Gaumen, bleibt lange haften und zeigt dabei abwechseld die beschriebenen Eindrücke;
  • den Petite Sirah 2011 von Ridge-Litton Estate, einem recht angesehenen Weingut in Kalifornien. Mit 13,5 Volumsprozent etwas erdig im Duft, dunkelfruchtig, minzige Süße im anhaltenden Abgang, einen Hauch derber, eigenen Eindruck, macht trotzdem viel Trinkspaß;
  • den Cabernet Sauvignon 2012 von der Robert Mondavi Winery, ein schöner, geschliffener Wein, sehr sortentypisch, einfach und gut;
  • die St. Cruz Mountain Cuvée 2007 von Ridge-Monte Bello Estate, mit 58% CS und 42% Merlot, eigentlich der Zweitwein des Weingutes. Mit 13,5% ein sehr schöner Wein im Bordeaux-Stil. Mit dem Erstwein hat das Weingut schon einige Bordeaux-Verkostungen gewonnen;
  • und zum Abschluß der Pinot Noir Omega ‚Sine Qua Non‘ 2003 von Mafred Krankl. Sehr sotentypischer schöner Wein, allerdings drängt sich eine gewisse Süße im Abgang auf, ob von den 15,5% Alkohol oder von den Extrakten? Der Wein läßt außerdem eine gewisse Eleganz oder Finesse missen, die die Franzosen mit dem Alter in dieser Preisklasse auszeichnet. Mit etwa 300 € im obersten Preissegment angesiedelt.

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Fazit des Abends: Für die Schicki Micki-Szene sind amerikanische Kultweine ein unverzichtbares Muss, für den Weinkenner bereichern sie die Geschmacks- und Qualitätspalette allemal. Ansonsten dürfen wir durchaus auf unsere über 2000-jährige Weinkultur in Europa stolz sein.

Text: Engelbert Kitzler
Fotos: Monika Schwedler

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