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"Schweizer Weine", ja so etwas gibt es wirklich, ist man als vinophiler Österreicher geneigt zu sagen. Getrunken haben sie allerdings wohl noch die wenigsten von uns. Auf Initiative des St. Urbanus-Ritters Georg Kalandra wurde da am 2. Themenabend des Konventikel EINS am 16. April 2015 Abhilfe geschaffen. 15 ausgewählte Weine von elf Weingütern aus dem Drei Seen-Land westlich von Bern (Neuenburgersee, Bielersee, Murtensee) kamen im Wiener Innenstadtlokal "Chamaeleon" auf den Tisch. Die für diese Region dominierenden Rebsorten Chasselas beim Weißwein und Pinot Noir beim Rotwein durften dabei ebensowenig fehlen wie die regionale Spezialität, der Oeil de Perdrix, ein leichter Roséwein aus dem Kanton Neuenburg. Schweizer Käse, zartes Bündnerfleisch, sowie ein herrliches Käsefondue ergänzten den kulinarischen Ausflug in unser westliches Nachbarland.

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Im Schweizer Drei Seen-Land, das sich über die Kantone Bern, Freiburg, Neuenburg und Waadt erstreckt, wird auf 945 ha Wein angebaut. Und hier vor allem die Chasselas-Rebe, mit 282 ha die dominierende Weißweinsorte. Wobei der französische Ort Chasselas im Burgund Namensgeber dieser Rebsorte ist. In Frankreich und der Westschweiz ist Chasselas der einzig gebäuchliche Begriff für die Rebsorte Gutedel. Das ist eine alte Weißwein- und Tafeltraubensorte, deren Urheimat in Oberägypten vor etwa 5.000 Jahren angenommen wird. Drei Chasselas-Weine standen dann auch am Beginn unserer Schweizer Weinverkostung.

Caves du Château de Auvernier 2014 vom Neuenburgersee machte den Anfang. Mit 11,5 Volumsprozent bestach dieser Wein durch ein zartes Zitrusaroma, wirkte am Gaumen leicht und sehr spritzig mit einer leichten Restsüße. Der ideale Speisenbegleiter zum Schweizer Käse. Mit 12,50 SFR preislich allerdings etwas hoch angesiedelt. Wobei generell das Preis-Leistungsverhältnis für die verkosteten Schweizer Weine aus österreichischer Sicht nicht wirklich passte.

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Auch der Chasselas "Bärner Wy" vom Weingut Hämmerli aus dem Jahr 2013 überzeugte durch zartes Säurespiel und gute Frucht, wirkte aber etwas weniger spritzig als sein jüngerer Vorgänger. Der Clos a L'Abbe Steiner Schernelz Village aus dem Jahr 2012 wirkte noch etwas breiter und hatte deutlich an Frucht abgebaut. Fazit: Chasselas-Weine sind jung zu trinken, dann überzeugen sie durch Frische und Spritzigkeit.

Der Chardonnay 2012 Grillette Cressier vom Neuenburgersee war dann mit 12,5 Volumsprozent der ideale Begleiter zum Käsefondue. Goldgelb, fruchtig, rund und sämig verstand er trotz 18 SFR zu überzeugen. Mit 22 SFR durchaus hochpreisig zeigte sich danach der Chardonnay Cru de L'Hopital vom Murtensee aus dem Jahr 2013. Zu 50 Prozent im Holzfass ausgebaut, wirkte er dennoch wenig strukturiert und eher flach.

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In der Nase und am Gaumen mit überdeutlichem Holunderblütenaroma zeigte sich der Sauvignon Blanc 2011 Grillette Cressier um ebenfalls stolze 22 SFR. Und gar 25,20 SFR muss man für den Pinot Gris Crue de L'Hopital 2013 hinlegen, der allerdings in dieser Preisklasse nicht mit ähnlichen Produkten aus Österreich oder Italien mithalten konnte.

Zartes Lachsrosa zeigt der Oeil de Perdrix, zu deutsch "Rebhuhnauge", ein Rosèwein aus Pinot Noir-Trauben der Region rund um den Neuenburgersee und eine lokale Spezialität. Die verkosteten Weine von Domaine des Coccinelles 2013, Domaine de Montmollin 2014 und Domaine de Chambleau 2013 hatten alle um die 13 Volumsprozent, zartes bis mittelschweres Himbeerenaroma und wirkten am Gaumen zart fruchtig, ein wenig rauchig und kosten um die 15 SFR.

Interessant dann ein schweizer Zweigelt Rebgut Hasenlauf vom Bielersee aus dem Jahr 2010, der mit hellem Granatrot, Kirschenaroma und schöner Frucht am Gaumen durchaus sortentypisch war. Mit fast 23 SFR für österreichische Gaumen allerdings überbezahlt.

Mit zarter Frucht und leichtem Beerenaroma zeigte sich der Pinot Noir 2013 vom Weingut Hämmerli vom Bielersee. Mit 275 ha Anbaufläche ist der Pinot Noir die mit Abstand häufigste Rotweinsorte der Westschweiz. Wesentlich kräftiger dann der L'Aristocrate 2011 von der Domaine de Villarose, eine Cuvée aus Merlot, der Schweizer Neuzüchtung Gamaret (1970 aus der roten Sorte Gamay und der weißen Sorte Reichensteiner gekreuzt), Garanoir (gleiche Kreuzung) und Pinot Noir. Mit 13 Volumsprozent und 12 Monaten im Barrique konnte er den Preis von 29 SFR rechtfertigen. Was dem Gamaret von der Domaine de Chambleau 2013 um 29,90 SFR nicht ganz gelang.

Als qualitativ bester Wein des Abends zeigte sich die Cuvée Malbec (50%), Merlot (40%) und Cabernet Franc (10%) 2011 Grillette Cressier vom Neuenburgersee. 14,8 Volumsprozent, 12 Monate neues Barrique, dann noch 6 Monate im großen Holz. Mit Aromen nach schwarzem Holunder, Pflaumen, würzig, ledrig, mit guter Tanninstruktur und ausgewogener Fruchtbalance verstand dieser Wein zu überzeugen. Um 26,90 SFR.

Text & Fotos: Christian Stöger

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