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Jeweils sechs Blaufränkisch aus den Weinbaugebieten Carnuntum, Mittelburgenland und Eisenberg (aus dem Burgenland jeweils DAC-Reserven) waren angetreten, um in der Parallelverkostung in sechs Dreierflights den Sieger zu ermitteln. So geschehen am Themenabend des Konventikels Eins am Mittwoch, den 11. Oktober 2017 im Diana-Keller in Wien 2. Die Weine dabei durchwegs qualitativ hochstehend, manche jedoch aufgrund der derzeitigen Verfügbarkeit eindeutig zu jung. Was vor allem deutlich machte, dass der Spitzen-Blaufränkisch ein langlebiger Wein für Jahre ist.

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Wer kennt ihn nicht und hat ihn nicht schon mehrmals verkostet: der Blaufränkisch. In Österreich ist er seit dem 18. Jahrhundert nachweisbar, 7% der Rebfläche sind mit diesen Trauben bestückt. Diese autochtone Rebsorte kommt vor allem im Burgenland und im östlichen Niederösterreich (Weinbaugebiet Carnuntum um Göttlesbrunn) vor. Seit dem Jahrgang 2005 gibt es den Blaufränkisch Mittelburgenland DAC (min.12,5%/max.13%), Mittelburgenland DAC mit Riedenbezeichnung (min.13%/max.13,5%) und Mittelburgenland DAC Reserve (min.13%), den Eisenberg DAC seit 2009, die Eisenberg DAC Reserve seit 2008. Wobei Letzere im großen Eichenfass oder Barrique ausgebaut sein muss.Das typische Bukett dieser Rebsorte wird von tiefgründigen Waldbeeren- oder schwarzen Kirschen geprägt. Die Weine sind mit kräftiger Säure versehen, weisen eine dichte Struktur und markante Tannine auf. In der Jugend sind sie oft ungestüm, bei genügender Reife jedoch fruchtig-samtig - und haben großes Lagerpotenzial.

BF Weine

Den Auftakt des vom Konventikel Eins organisierten Themenabend Blaufränkisch machte die Dreierpaarung "Selektion" 2015 vom Weingut Artner (Carnuntum), "Chevalier" DAC Reserve 2015 vom Bio-Weingut Iby (Mittelburgenland) und Eisenberg DAC Reserve vom Weinhof Gassler aus Eisenberg. Die "Selektion" zeigte sich jugendlich herb (13,5%, 90 Falstaff-Punkte, € 10,50) und kam auf Platz 3 in diesem Flight, der "Chevalier" war trotz seiner Jugend bereist ausgewogen und vollmundig (13,5%, 92 FP, € 17,70) und war bei den meisten Verkostern auf Platz 1. Knapp dahinter die Eisenberg DAC Reserve (14%, 89 FP, € 12,-), die sich ebenfalls bereits durchaus trinkfreudig präsentierte.

1.Flight

Fruchtig und mit fleischigem Zwetschgen-Aroma präsentierte sich die Reserve 2013 von Meinrad Markowitsch (Carnuntum) (14,3%, 91 FP, € 14,-). Ein wenig herb und wild mit deutlichem Würzaroma dann die "Bodigraben" DAC Reserve 2013 von Juliana Wiedner (Mittelburgenland) (14%, 92 FP, € 18,50). Vollmundig und rassig mit starkem Johannisbeeraroma war die Eisenberg DAC Reserve 2013 von Paul & Erika Grosz (13,5%, 90 FP, € 13,-). Die beiden Burgenländer siegten praktisch ex equo knapp vor der Reserve aus Carnuntum.

Ein eindeutiges Ergebnis brachte die dritte Kombination: Die Spitzerberg Reserve 2011 vom Weingut Payr (Carnuntum) (13,5%, 90 FP, € 27,-) zeigte sich voll und kräftig und siegte klar vor der "Steineiche" DAC Reserve 2013 von Paul Lehrner (Mittelburgenland) (13,5%, 93 FP, € 15,90), die sich noch ein wenig unausgewogen zeigte. Platz 3 ging an die Eisenberg DAC Reserve 2013 vom Wengut Wallner (13,5%, 92 FP, € 12,-), die etwas milder, runder aber weniger rassig wirkte.

Umgekehrt das Ergebnis in der vierten Paarung. Hier siegte nicht der älteste, sondern der jüngste Wein beim allgemeinen Geschmacksempfinden. Und zwar die "Gold" DAC Reserve vom Weingut Kirnbauer (Mittelburgenland) (13,5%, € 22,90), die sher beerig, mit schönem Kaffearoma und tollem Toasting begeisterte. Platz 2 ging an Martin und Hans Netzl (Carnuntum) für ihren "Spitzerberg" (die Top-Lage im Osten des Anbaugebietes) 2012 (13,5%, 92 FP, € 25,-), der ziemlich rassig und säurebetont wirkte. Kräftig und eher herb die "Saybritz" DAC Reserve vom Weingut Kopfensteiner (Eisenberg) (13,5%, 91 FP, € 25,50) auf Platz 3.

Runde

Im 5. Flight ging es besonders eng zu, war die Entscheidung denkbar knapp. Platz 1 ging an Walter Glatzer (Carnuntum) für seinen BF "Ried Bernreiser" 2012 (13,5%, 95 FP, € 35,-), vor Reinhold Krutzlers Eisenberg DAC Reserve 2015 (13,5%, 93 FP, € 20,90) und Gesellmanns "Creitzer" DAC Reserve 2015 (Mittelburgenland) (14%, 92 FP, € 16,20). Preislich mit deutlichen Unterschieden zeigten sich diese drei Weine geschmacklich sehr ähnlich, wirkten alle noch viel zu jugendlich für den Trinkgenuss, verschlossen und mit dominanten Tanninen. In zehn Jahren sind diese Weine wahrscheinlich der größere Trinkgenuss.

Etwas, das wohl auch für den letzten Flight des Abends gilt. Auch hier preislich hohe Unterschiede (wenngleich sich alle im gehobenen Preissegment bewegen), am Gaumen zeigten sich alle durchwegs zu jung. Obwohl sie bereits 5 bzw. 4 Jahre aufweisen. Zehn weitere Jahre würden ihnen durchwegs gut tun. Klar war hingegen die Bewertung der Urbanus-Vrkostungsrunde. Platz 1 ging an den teuersten Wein des Abends (ohne dies vorher zu wissen), und zwar an den BF "Spitzerberg" 2012 von Dorli Muhr und Dirk Niepoort, den Rubinwinzern aus Göttlesbrunn. Vollmundig, beerig, kräftig und lang bei 13%, 93 FP und einem Preis von € 49,90! Platz 2 erreichte die "Saybritz" DAC Reserve 2012 von Uwe Schiefer (Eisenberg) (13%, € 33,80) die sich etwas runde und weniger voluminös präsentierte. Und Platz 3 ging an Hans Igler (Mittelburgenland) für seine Biri DAC Reserve 2013 (13,5%, 92 FP, ³ 22,-), die noch ziemlich verschlossen wirkte.

Überraschend knapp das Endergebnis dieser BF-Verkostung: der Gebietssieger bei den versammelten 28 Mitgliedern des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums war mit je 11 Punkten Carnuntum und Mittelburgenland (jeweils 3 Siege), Eisenberg mit 13 Punkten und nur einem Platz 1 ein wenig abgeschlagen. Damit ging ein Blaufränkisch-Abend des Hochgenusses zu Ende. Man würde sich jedoch wünschen, die gleiche Verkostung in zehn Jahren mit den gleichen Weinen noch einmal zu veranstalten. Das Ergebnis wäre wohl ein anderes - und wirklich interessant.  

Text und Fotos: Christian Stöger

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