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Nur einen Tag nach der Fahrt zum Wagram ging es für die Urbanus-Weinritter in die andere Richtung - ins Burgenland nach Gols. In der Sektkellerei Szigeti (Ungarisch "von der Insel") erfuhren wir nicht nur alles Wissenswerte über die Schaumweinproduktion in Österreich, sondern auch, dass  die Brüder Szigeti ihre Sektkellerei in Frankreich geplant und konzipiert haben. Im Weingut Juris der Familie Stiegelmar gab es danach außergewöhnliche Weine zu verkosten: weitere Perlen "von der Insel".

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Erste Station: Sektkellerei Szigeti in Gols. Der Name Szigeti kommt aus dem Ungarischen und bedeutet "von der Insel".

Szigeti produziert ca. 1 Mio Fl. pro Jahr, davon stammen von etwa 300 Winzern 300.000 Flaschen, die für die Kellerei Wein produzieren. Die restlichen 700.000 Flaschen stammen aus eigenem Anbau. Die Weine kommen aus unterschiedlichen Weinbauregionen, wie Spitz, Krems, Langenlois, Gols, Apetlon und aus der Steiermark. Insgesamt werden 32 verschiedene Sorten in Flaschengärung erzeugt. Norbert Szigeti ist für die Herstellung des Sektes verantwortlich, sein Bruder Peter Szigeti für den Vertrieb.

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Und so entsteht der Schaumwein, der Szigeti-Sekt: Die Trauben werden händisch geerntet, gerebelt und dann schnell und sanft gepresst. Es wrden nur die ersten 2/3 des Mostes verwendet, über Nacht sinken die Trübstoffe zu Boden. Der klare Most wird gekühlt und langsam vergoren. Die Hefe ernährt sich vom natürlichen Zuckergehalt der Traube und verwandelt ihn in Alkohol. Nach kurzer Lagerung werden die Weine filtriert und in Flaschen gefüllt, wo die 2. Gärung stattfindet. Hiefür wird dem Wein Zucker und Hefe beigefügt und mit Kronenkorken verschlossen. Die Flaschen werden maschinell gerüttelt, damit sich das Hefedepot löst und in den Flaschenhals sinkt. Zuletzt kommt das Degorgieren. Hier wird der Flaschenhals in ein minus 22 Grad kaltes Solebad getaucht, damit das Hefedepot zu einem Pfropfen gefriert. Dieser schießt beim Öffnen hinaus und der klare Sekt bleibt zurück. Der Sekt wird nachgefüllt und nach einer Rezeptur des Kellermeisters mit einer Dosage versetzt. Für die Dosagen werden nur ausgewählte Prädikatsweine, wie Eiswein, Auslese und Spätlesen verwendet.

"Früher waren die Sekte leicht, mit wenig Alkohol und viel Säure. Heute werden sie aus handverlesenen und gereiften Weinen mit bis zu 13,5 % Alkohol erzeugt", erläutert Norbert Szigeti.

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Ursprünglich entdeckt wurde Champagner übrigens in England! Anfang des 17.Jahrhunderts war es in England sehr kalt und nicht möglich, Wein zu produzieren. Daher holte man Wein aus Frankreich. Der war jedoch leicht und sauer. Durch Zugabe von Zucker fing er jedoch im Sommer zu gären an und er moussierte. Dies schmeckte wirklich gut. Man war jedoch skeptisch und verbot per Dekret, diesen moussierenden Wein zu trinken. Dom Perignon wurde eingesetzt um die Perlen im  Wein zu verhindern. Er forschte vier Jahre lang - und  scheiterte. Der Champagner war geboren und so entstand die Mèthode Champenoise - bis heute die einzig wahre Methode zur Herstellung von Schaumwein. Ab 1729 durfte man Champagner dann auch  in Karaffen füllen und verkaufen.

Trinkreife des Sektes hält übrigens 2-3 Jahre, danach verliert der Kork an Elastizität und das Gas entweicht. Nach viel Theorie und Geschichte dann die Verkostung der Sortensekte:

  • Grüner Veltliner Sekt (2015) Brut, 6 g RZ: feiner frischer typisch österreichischer Selkt für fast jede Gelegenheit, frisch, unkompliziert
  • Welschriesling Brut (2015): na gut, verkosten wir halt den Welschriesling – aber was fü eine Überraschung! Feinfruchtiger wunderschöner Duft (merkbar vielleicht die TBA als Dosage!), mineralisch langer Abgang, eine echte Überraschung!
  • Cuvee Prestige (2014, WB, CH, BF): lachs-ornagebraun, sehr harmisch feingliedrig, trotzdem voller Körper, schon für gehobene Anlässe
  • Grüner Veltliner (2013) aus der Magnum – wenn die Frau mit Säbel durch das Haus läuft und schreit ‚der Flasche schlag isch den Kopf ab‘ heißt das nicht zwangsläufig, dass gleich eine Flasche Sekt sabriert wird! Wurde von Norbert Szigeti persönlich geköüft!: sehr fein, entwickelt, offen, nussig, pfeffrig würzig, zarte süße, sehr schön!
  • Blanc de Blanc (2015, CH): Landessieger, edel elegant, sehr schöne harmonisch Struktur, feine Frucht, würdiger Landessieger!
  • Pinot Noir Rose (2015): zartes lachsrosa, feine Himbeer Vanille Noten, harmonisch schön
  • Zweigelt (2015, extra dry): sehr dunkel, sehr ungewohnt und eigen für den durchschnittlichen Sektgaumen, langer angenehmer Nachhall!

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Nach einem köstlichen Mittagessen in der "Blauen Gans" ging's dann zum Weingut Juris der Familie Stiegelmar.

„Ina’mera“ – im alten Golser Dialekt heißt das etwa so viel wie ‚wir sind mehrere‘ oder ‚da sind mehrere drinnen‘, weil der Wein eine Cuvée von mehreren Sorten ist. Symbolisch aber für die Golser selbst – stark, selbstbewußt, freiheitsliebend, unabhängig… typisch auch für die Familie Stieglmar. Kompromißloser Grenzgänger in Sachen Wein, Pionier, immer einen Schritt voraus, mit einem inneren Feuer, das jenen eigen ist, die ihrer Berufung nachgehen und nicht ihrem Job. Immer visionär, dabei aber nie abgehoben und so wie seine Weinstöche sicher verwurzelt.

Die Weine – nicht dem modernen Trend folgend von konzentrierten, ‚weichgemachten‘ Weinen, sondern modern traditionell, ohne dabei altmodisch zu werden – eine Gratwanderung mit viel Fingerspitzengefühl. Damit sind seine Weine auch nicht everybodys darling, aber allemal wert, Ihnen Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Apropos Zeit – kürzlich haben wir einen St. Lauren 1993 vom Weingut Juris verkosten können: sensationell für einen 25-jährigen Rotwein aus Österreich!

Von Axel Stiegelmar und seinem Sohn Gregor wurden wir herzlichst begrüßt. Sein Sohn Gregor – die nächste Generation in den Startlöchern! So wie bei uns landläufig der ‚Schurli‘, ist es in Gols liebevoll der Juri! Davon leitet sich auch der jetzige eindeutige unverwechselbare Name vom Weingut ab. Ist es doch früher des Öfteren zu Namensverwechslungen in Gols gekommen, wo der Name häufiger vorkommt.

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Nach einer Führung im Weinkeller konnten wir eine Auswahl ‚seiner‘ Weine verkosten... Zu seinen Weinen im Allgemeinen, im Besonderen zu den Roten: die sind wie Kinder, höchstens Jugendliche, die gerade nach draußen laufen. Immer spannend, die Entwicklung zu verfolgen… Begonnen haben wir die Verkostung mit einem Rosé-Sekt vom St. Laurent mit 7 Jahren Hefelagerung! Danach die Weißweine, die etwa 20% der Produktion ausmachen. Zunächst der Sauvignon Blanc und der Chardonnay 2016, anschließend den Pinot Gris 2015 – ein Wein aus Badacsony beim Plattensee in Ungarn, ausgebaut im großen Holzfaß; fein komplex, zart fruchtig, von hinten mit zarter Würze unterlegt, sicher ein schöner Speisenbegleiter.

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Die Rotweine – mit 80% Anteil die fokussierte Leidenschaft des Weinguts! Pinot Noir Selection 2014: feine elegante Strukur, typisch burgunderfruchtig, mittlere Länge, ein schöner Wein! St. Laurent Selection 2013: dunkel, komplex, edle Aromatik, entwickelt sich im Glas. Ein sehr schöner Wein! St. Georg Reserve 2013 (Pinot Noir + St. Laurent): tiefdunkel, Schoko, sehr komplexe Strukur, Würze, zarter Pfeffer – ein hervorragender Wein! Cabernet Sauvignon Reserve 2013: tief-dunkle Aromatik, feinfruchtig, rassig, fast noch bissig, Würze, trotzdem von einer Eleganz getragen, ganz am Anfang seiner Entwicklung… Ina’mera Reserve 2013 (CS, Merlot, BF): zu Beginn verhalten, dann sehr muskulös, feinmaschig, fruchtig, Traubenkerne erkennbar, feine Würze – Gewürze, Edelstoff!

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Süßwein: Blaufränkisch Strohwein 2011, etwas Richtung Amarone gehend, recht eigener Eindruck am Gaumen, viel Würze und Biß, obwohl schon einge Jahre Reife immer noch am Anfang… Ein würdiger Abschluss einer gelungenen Weinreise!

Text: Ingrid Hamersky/Engelbert Kitzler
Fotos: Ingrid Hamersky

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